Der Klang der Wörter offenbart sich uns über unsere Ohren und gibt uns einen Einblick in ihre Seele. Über die Ohren erleben wir den Klang eines Wortes körperlich und spüren, ob er angenehme oder gar bedrückende Gefühle auslöst.
Wörter üben auf mich eine grosse Faszination aus. Und ich spreche nicht von der Bedeutung, sondern vom Klang. Es gibt Wörter, die zergehen auf der Zunge, wenn ich sie ausspreche. Bei anderen läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich sie höre. Sie auszusprechen, käme mir nie in den Sinn. Und muss ich doch, dann nur sehr widerwillig.
Wörter, die meine Ohren mögen | Wörter, die meine Ohren nicht mögen |
farfalla | Bruttosozialprodukt |
gwunderig | interessant |
lädele | Spekulant |
schwimmen | Kohl, Kabis |
Grille | Känguru |
Sonne | Reptil |
Gnocchi | quietschen |
oggi | quaken |
blümerant | ich liebe dich |
Der Klang der Wörter
Meine Ohren lieben Wörter mit Doppelkonsonanten und weichen (sonoren) Lauten. Das beste Beispiel ist das Wort „oggi“. Richtig ausgesprochen lösen die Laute dieses Wortes einen richtigen Sinnesreigen bei mir aus.
Was ich hingegen nicht gerne höre, sind die deutschen „i/ie“. Ausgesprochen von Muttersprachler:innen klingen mir die viel zu stramm, so militärisch. Zum guten Glück habe ich mich nie in einen Deutschen verliebt 🙂 . Die Schweizer:innen sprechen viel langsamer und dehnen die Vokale, da geht es dann wieder.
Natürlich gibt es einen guten Grund, warum sich meine Wörterlisten auf Italienisch und Deutsch beschränken. Es sind die zwei Sprachen, die ich spreche und lese, in denen ich träume. Könnte ich fliessend Arabisch und Tagalog, würden die Listen sicherlich anders aussehen.
Ein wundervoller Klang garantiert keine schöne Bedeutung
Ich kann mich gut an meinen Auslandaufenthalt während des Gymnasiums erinnern. Mit knapp 16 zog ich nach Florenz, um dort eine Schule zu besuchen und mit neun jungen Menschen aus der ganzen Welt in einer Wohngemeinschaft zu leben. Die Kommunikationssprache war Italienisch, was dazu führte, dass sich der Wortschatz exponentionell vergrösserte. Und es ist ja wohl klar, welche Wörter man in einer Fremdsprache im „richtigen Leben“ lernt 🙂 .
Kurz vor der Matura kam ich zurück in die Schweiz und ans Gymnasium. Natürlich verwendete ich die gängigen Vokabeln aus Florenz im Italienischunterricht. Vor allem ein Wort hatte es mir angetan. Der Klang dieses Wortes gab mir regelmässig ein gutes Gefühl, liess mich gleichzeitig strahlen und runterfahren. Ein Wohfühlwort 🙂 .
Als dieses Wort jedoch das erste Mal meiner Professoressa d’italiano zu Ohren kam, mamma mia. … Ihre Gesichtsfarbe änderte sich beinahe im Sekundentakt und die Schnappatmung war unüberhörbar. Sie beschwor mich händeringend, dieses Wort unter gar keinen Umständen an meiner Maturitätsprüfung zu erwähnen, am besten überhaupt gar nie mehr in meinem ganzen Leben …
Klang und Magie
Ich habe dieses Wort tatsächlich nie mehr ausgesprochen. Das ist allerdings auch nicht nötig. Der Klang eines Wortes zeigt seine Magie bereits, wenn es gedacht oder gelesen wird.
Wörter sind aus Buchstaben geformt und in Klang und Rhythmus gebracht. Unsere Ohren nehmen ihre Magie wahr, aber auch unsere Augen (die innern und die äusseren) entziehen sich ihr nicht.
So…und als “halbe” Italienerin würde ich jetzt natürlich schon verflixt gern wissen, welches Wort das war… c….?
🙂 Inzwischen findet es sich sogar im Wörterbuch, was damals noch nicht der Fall war. und nein es ist nicht das c… . Es handelt sich bei dem Wort um m………….