12 von 12 im März 2023 – Let’s twist

Auch diesen Monat gibt es einen Einblick mit 12 Bildern in mein Leben. Das Wetter ist wechselhaft und kalt, darum wird mit einem reichhaltigen Zmorge in den Sonntag gestartet.

Frisches Brot gehört für uns zum Wochenende. Neben dem Zopf bereite ich auch immer frisches Zwirbelbrot vor. Die Zubereitung ist sehr einfach. Auf die Menge von 500 g Mehl verwende ich 500 ml lauwarmes Wasser, 1–2 TL Salz und 4 Gramm Frischhefe.

Das Verhältnis zwischen Mehl (g) und Wasser (ml) bleibt sich immer gleich. Je mehr Brote gebacken werden, desto mehr Salz beifügen.

Die Masse mit einer Kelle vermischen. Danach den Teig zudecken und vergessen 🙂 .

Je länger die Ruhezeit dauert (mindestens 12 Stunden), desto luftiger werden die Brote. Im Winter lasse ich den Teig draussen stehe, er geht aber auch im Kühlschrank auf. Daher – kein zu kleines Gefäss verwenden und nicht hermetisch mit dem Deckel verschliessen. Der wird aufgrund der Gärung gesprengt.

Am Morgen den Backofen auf 250° Umluft vorheizen und ein Backblech mit Backpapier in die Nähe stellen. Es lohnt sich auch, einen feuchten Abwaschlappen vorzubereiten, da der Teig recht klebrig ist.

Auf die Arbeitsfläche eine genügend grosse Menge Mehl geben. Die Reste davon können für den nächsten Teig verwendet werden.

Mit dem Teighörnchen eine Portion Teig aus der Schüssel nehmen und …

… direkt auf den Mehlhaufen geben.

Den Teig bemehlen und mit dem Teighörnchen halbieren. Danach die beiden Hälften lang ziehen und anschliessend umeinander zwirbeln (=drehen).

Die Zwirbelbrötchen aufs Blech legen und darauf achten, dass sie sich nicht berühren, da sie während des Backens noch aufgehen werden. Die Brötchen zwirbeln sich gerne wieder auf – einfach zulassen. Sie schmecken in jedem Fall gut.

Das Blech in den vorgeheizten Ofen schieben und den Timer je nach Grösse der Brötchen auf 20 – 30 Minuten stellen.

Nach dem Backen aus dem Ofen nehmen, auf ein Gitter legen und auskühlen lassen. Achtung: Das Blech ist sehr heiss! Topflappen verwenden.

Diesen Sonntag bereitete unsere Tochter ein Rührei zu, das mit Zwirbelbrot noch leckerer schmeckt.

En Guete mit diesem einfachen, aber leckeren Rezept.


Lust auf mehr 12 von 12? Dann schau bei Caro rein, die diese alte Blogger:innentradition am Leben erhält und auf ihrem Blog die 12 von 12-Beiträge sammelt und so einer grossen Community zur Verfügung stellt.

Business und Poesie (ABC-Etüde)

„Wir benötigen bessere Marketingstrategien!“, schnauzte der Bigboss. “Haben Sie sich die Umsätze und Kundenakquise der letzten Monate angeschaut? Finden Sie neue Strategien oder ich suche andere Mitarbeiter!”

Frustriert und ziellos wandert er in dem riesigen Geschäftskomplex herum und überlegt, wie er seinen Kopf aus der Schlinge bekommt. In Gedanken versunken, öffnet er die Tür, will sich an seinen Platz setzen, als ihm auffällt, dass er sich in einem falschen Raum befindet. Er ist in einer (Dichter)lesung gelandet.

Wenn ein Tag schiefläuft, dann aber richtig. Seine Welt sind Zahlen, Umsatz, Bilanzen, Aktienkurse. Für Kunst gibt es in seinem Leben weder Zeit noch Platz. Und in der aktuellen Situation erst recht nicht. Er benötigt eine innovative Idee. Es geht um Effizienz, um nichts anderes.

Während er sich die Reden der Dichter anhört, stellt er fest, dass sie mit ihren Texten einzigartige Perspektiven auf die Welt teilen, die auch für das Unternehmertum nützlich sein könnten. Gerade liest eine Autorin ihre Gedichte vor, die seine volle Aufmerksamkeit erregen. Die Texte zeigen ihre Fähigkeit, eine starke emotionale Verbindung mit dem Publikum aufzubauen und sind somit für Markenpositionierungen sehr relevant. Vielleicht hat Poesie auch eine Bedeutung für die Geschäftswelt?

In diesem Moment erkennt er, dass seine genügsame Art ihm in der Geschäftswelt nicht weiterhelfen wird und er sich öffnen und neue Perspektiven einholen muss. Durch eine Kooperation mit ihr liessen sich die emotionalen Aspekte seiner Marketingstrategie verbessern und es würde eine stärkere Kundenbindung aufgebaut. Es muss einen Weg geben, seine Arbeit mit derjenigen der Dichterin zu verkuppeln, um neue Geschäftsmöglichkeiten und Synergien zu schaffen. Er ist sich sicher, dass diese Zusammenarbeit auf lange Sicht sowohl für seine als auch für ihre Karriere von Vorteil sein wird.

Er fühlt sich beflügelt und motiviert und beschliesst, dass er ab jetzt offener für neue Ideen und Kontakte sein möchte.


Die ABC-Etüden (3 Begriffe in maximal 300 Wörtern) sind ein Projekt von Christiane. Die Wortspende für März 2023 stammt von Werner Kastens und seinem Blog Mit Worten Gedanken horten. Sie lautet: Dichterlesung, genügsam, verkuppeln.

Kunst mit Niki de Saint Phalle

Das 12 von 12 im Januar ist ganz den Werken von Niki de Saint Phalle gewidmet. Anlass ist die Ausstellung im Kunsthaus Zürich, die noch bis am 15. Januar zu sehen ist.

Einmal mehr machte es mir Spass, diese alte Tradition des 12 von 12 aktiv umzusetzen. Weitere 12 von 12 werden, wie jeden Monat, auf dem Blog von draussenurkaennchen gesammelt.

12 von 12 im Oktober 2022 – Genuss & Kultur

Nein, ich mache in der Regel keine Extrareisen oder Kapriolen, um ein möglichst spezielles, aussergewöhnliches 12 von 12 zu realisieren. Ich dokumentiere meinen All-Tag, der sich nur deshalb von den anderen abhebt, weil er der 12. des Monats ist.

Heute ist es aber tatsächlich ein wenig anders. Der 12. fällt in unsere gemeinsame Woche Ferien. Diesen Tag verbrachten wir nach dem Motto “Warum in die Ferne schweifen? Das Gute liegt so nah”. Und so wird dieses 12 von 12 informationslastiger als die bisherigen.

Der Tag beginnt mit diesem wunderschönen Herbststrauss. Den verdanke ich meiner unterrichtsfreien Zeit. Was das bedeutet? Wenn Schulferien sind und ich folglich mehr Zeit als gewöhnlich zu Hause verbringe, schenkt mir Marc einen Blumenstrauss, den ich wirklich bewundern und geniessen kann.


Das Gute an diesem Tage geht weiter und führt uns direkt ins Paradies. Ich überrasche Marc, lotse ihn nach Eden. Was gibt es Schöneres, als sich mit einer himmlischen Massage verwöhnen zu lassen?


Unser Rückweg führt am Opernhaus vorbei. Endlich habe ich die Gelegenheit, etwas über die folgende Statue zu erzählen. (Wer mich kennt, weiss, dass ich Geschichten liebe!)

“Die Schreitende” steht auf der Treppenanlage vor dem Opernhaus in Zürich. Das Werk wird momentan gereinigt und anschliessend neu platziert. Geschaffen wurde die Plastik von Otto Charles Bänninger. Er gewann 1942 den ausgeschriebenen Wettbewerb für eine Freiplastik auf dem Sechseläutenplatz.

Modell für diese Bronzeplastik stand Giuditta Tommasi, eine für die 50er-Jahre kontroverse Frau. Sie war eine der ersten Frauen in Zürich, die ihre Homosexualität offen lebte.


Nächste Station auf unserer Tour de Zurich. An Weihnachten 2016!! bekamen wir einen Gutschein für eine Rikschafahrt von meiner Mutter geschenkt. Den lösen wir heute nun endlich ein! 90 Minuten lang durch die Stadt gefahren werden und dabei viele Geschichten über Zürich erfahren, ist echt etwas ganz Besonderes. Warum unternimmt man solche Abenteuer nur im Ausland und praktisch nie vor der eigenen Haustür? Einige Impressionen und Informationen finden ebenfalls Platz in diesem 12 von 12.


An der Bahnhofstrasse steht auf einer kleinen Wiese das Denkmal von Johann Heinrich Pestalozzi, einem Pädagogen. Er gilt als Vorläufer der Reformpädagogik. Wie viele der berühmten und bekannten Pädagog:innen hat jedoch auch er sich bei der Erziehung seines eigenen Nachwuchses nicht mit Ruhm bekleckert.

Interessant oder vielleicht bereits symbolhaft ist jedoch die Wiese, wo das besagte Denkmal steht. Auf dieser Parzelle befand sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Hinrichtungsstätte der Stadt Zürich. 1873 wurde an dieser Stelle ein Schulhaus gebaut. Nachdem es abgerissen wurde, entstand Ende der 60er-Jahre das Warenhaus Globus.

Diese Wiese an der Bahnhofstrasse steht heute übrigens unter Denkmalschutz und darf nicht überbaut werden. Daher wird die Pestalozzianlage auch gerne als teuerste Wiese der Schweiz bezeichnet.


Und was geschieht im Globus ganz aktuell? Richtig, die Weihnachtsdekorationen werden aufgebaut. Immerhin ist es bereits Mitte Oktober! Ich habe mich köstlich über die veganen Christbaumkugeln amüsiert. Wennschon, dennschon! (Und beim Schreiben lernte ich, dass diese Ausdrücke zusammengeschrieben werden – auch wenn es gewöhnungsbedürftig aussieht).



Ein Junge, der auf einem Frosch sitzt, ist unser nächster Stopp. Dieses Denkmal steht direkt neben der Predigerkirche, die wiederum neben der Zentralbibliothek steht, und erinnert an Christoph Froschauer.

Wie man heute weiss, thematisiert die erste Druckarbeit Froschauers, die Geburt eines Hermaphroditen am 1. Januar 1519. Aber nicht deshalb wurde Froschauer mit einer Statue verewigt. In Froschauers Druckerei wurde 1531 die erste Bibel auf Deutsch gedruckt, die sogenannte Froschauer-Bibel. Und das drei Jahre vor Luthers Bibel.

Die Schriften Froschauers brachten die Menschen zum Lesen, wodurch die Alphabetisierung in der Stadt Zürich vorangetrieben wurde. So haben wir Zürcher:innen diesem Mann wohl einiges zu verdanken.

Die Graphischen Betriebe Orell Füssli stammen aus den Wurzeln von Christoph Froschauers Druckerei. Orell Füssli (stellt unter anderem die Schweizer Banknoten her) feierte daher 2019 seinen 500-jährigen Geburtstag und wird zu den 200 ältestem Firmen der Welt gezählt. Ob Froschauer sich diesen Erfolg je erträumt hat?


Blickt man von der Niederdorfseite über die Limmat, so fällt einem sofort die Lindenhofmauer auf. Natürlich gibt es auch über den Lindenhof eine Geschichte, eine von listigen, wehrhaften Frauen.

Im 13. Jahrhundert fielen so viele Zürcher im Krieg gegen Winterthur, dass die Stadt praktisch wehrlos zurückblieb. Natürlich wollten die Winterthurer diese günstige Gelegenheit ergreifen und Zürich einnehmen. Aber sie machten die Rechnung ohne die Zürcherinnen. Diese verkleideten sich als Krieger und besammelten sich mit langen Spiessen auf dem Lindenhof. Die Winterthurer glaubten, ein fremdes Heer sei den Zürchern zu Hilfe geeilt und zogen erfolglos wieder ab.


Was nicht auf dem Besuchsplan von Tourist:innen in Zürich fehlen darf, ist ein Besuch im Fraumünster. Wie der Name sagt, befand sich hier ursprünglich ein Frauenkloster. Um in dieses Kloster eintreten zu können, musste die Bewerberin aus dem Hochadel stammen und eine beträchtliche Mitgift bezahlen. Allerdings hatte sie jederzeit das Recht auszutreten und zu heiraten.

Weshalb die Tourist:innen diese Kirche besuchen, liegt an den wunderschönen Chagall-Fenstern. Da die Anzahl der Besucher:innen immer mehr zunahm, versuchte man über Eintrittspreise zu regulieren. Wer also heute diese fantastischen Fenster bewundern will, bezahlt seit Corona 5 Franken Eintritt.


Wieder zu Hause angekommen, ging es ans gemeinsame Kochen. Eigentlich hatten wir ja vor, ein Rotes Thaicurry zu kochen. Allerdings hatte ich vergessen, dass ich dafür das Rindfleisch zuerst zwei Stunden marinieren und dann noch zwei Stunden schmoren muss. Da wir nicht erst gegen Mitternacht essen wollten, wurde dieses Menu aufs Wochenende verschoben.

Aber glücklicherweise habe ich einen Fundus von noch nie gekochten Rezepten. Eines davon wurde heute Abend ausprobiert: Schweinsfilet im Speckmantel. Die Zubereitung ist einfach und das Resultat lecker.

Honig mit Salz und Rapsöl vermischen und die Karotten darin wenden. Das gibt dem Gemüse das spezielle Etwas.

Das Schweinefilet mit körnigem Senf bestreichen sowie mit Pfeffer und Salz würzen. Danach flächig mit Speck umwickeln und binden, damit der Saft nicht ausläuft. Anbraten und auf das Blech mit den Karotten geben. Nach 20 Minuten ist das Essen zubereitet und der Geruch nach Rosmarin zieht sich durch die Küche (und bei uns durch die ganze Wohnung).

Als Beilage habe ich einen ganz unspektakulären Risotto gekocht. Wird am Ende noch ein wenig Mascarpone daruntergemischt, wird er sämig und sticht aus der Normalität heraus 😋.

En Guete und gute Nacht 🙂


Natürlich gilt mein Dank auch diesen Monat an Caro, die diese alte Blogger:innentradition am Leben erhält und auf ihrem Blog die 12 von 12-Beiträge sammelt und so einer grossen Community zur Verfügung stellt.

Testimonial – Erinnerungen an eine unvergessliche Lehrperson

In einem meiner letzten Artikel schrieb ich über meine Erinnerungen an meine Schulzeit. Der aktuelle Artikel beschreibt die Erinnerungen einer ehemaligen Schülerin an meinen Unterricht und mich.

Marisa war eine Schülerin meines ersten Klassenzuges. Nach einigen Jahren in ihrem erlernten Beruf entschied sie sich, eine weitere Ausbildung in Angriff zu nehmen und Sekundarlehrerin zu werden. Während ihres Studiums erhielt Marisa den Auftrag, eine unvergessliche Lehrperson zu interviewen. Sie sollte sich fragen, warum ihr diese Lehrperson auch noch nach Jahrzehnten in Erinnerung geblieben war und welche Spuren der Unterricht an ihr hinterlassen hatte.

Ich habe mich sehr über ihren Besuch und ihre Fragen gefreut. Und ich fühle mich geehrt, dass sie mich als unvergessliche Lehrperson bezeichnet und ausgewählt hat. Einige Wochen später stellte sie mir ihren Lernnachweis der Pädagogischen Hochschule Zürich zur Verfügung, den ich hier nun veröffentliche.


Marisas Erinnerungen an eine unvergessliche Lehrperson

Meine unvergessliche Lehrperson ist Frau Rauber. Sie war während der drei Jahren an der Sekundarschule meine Lehrerin in den Fächern Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch und Zeichnen. Ich habe mich für sie entschieden, weil sie von all meinen Lehrer:innen in meiner langen Schulkarriere die Einzige war, die einen engen Kontakt zu uns Schüler:innen pflegte und viel Engagement zeigte.  

Mein Beginn in der Sekundarschule

Als ich von der Primarschule in die Sekundarschule wechselte, wurde ich zunächst in ein tieferes Niveau eingestuft und besuchte deshalb keine Fächer bei Frau Rauber. Allerdings schwärmten alle meine Freunde, die bei ihr in der Klasse waren, von ihr. Nach drei Monaten wurde ich endlich in das höhere Niveau aufgestuft, wodurch Frau Rauber meine Lehrerin wurde.

Ich wurde von Frau Rauber wie auch von der ganzen Klasse herzlich empfangen. Frau Rauber half mir, den verpassten Lernstoff nachzuholen. Meine Mitschüler:innen kannte ich bereits aus meiner Primarschulzeit, weshalb ich mich auf Anhieb gut mit ihnen verstand.         

Was machte Frau Rauber zu einer unvergesslichen Lehrperson?

Ich notiere hier nur einige Beispiele, warum Frau Rauber mir und bestimmt auch anderen Mitschüler:innen unvergesslich blieb.

1. Sie nahm uns ernst

Frau Rauber nahm sich immer gerne Zeit für uns. Hatten wir ein (persönliches) Problem, hörte sie uns aufmerksam zu und suchte mit uns nach möglichen Lösungsansätzen oder Verhaltensänderungen. Sie erteilte nie Ratschläge von oben herab. Bei Konflikten versuchte sie, zusammen mit allen Beteiligten eine Lösung zu finden, damit wir einen Schritt weiterkamen. Wenn uns etwas an ihrem Unterricht störte, konnten wir sie darauf ansprechen. Diese Kritik nahm sie an und versuchte sie auch umzusetzen.

2. Freude am Unterrichten und an Neuem

Durch ihre fröhliche Ausstrahlung war es ihr möglich, jede:n Einzelne:n zum Lernen und Mitwirken zu animieren. Sie war offen für Neues – Lernen bedeutete für sie weit mehr als das Abarbeiten von Arbeitsblättern oder dem Vorwärtskommen im Lehrbuch. Indem Frau Rauber die Stunden abwechslungsreich gestaltete, war jede:r Schüler:in motiviert.

Erst im Gymnasium merkte ich, wie viel Grammatik wir in ihrem Unterricht gelernt hatten. Und das, obwohl wir nie offiziellen, langweiligen Grammatik-Unterricht hatten. Sie verpackte den Stoff so, dass wir neugierig waren, mitmachten und lernten, ohne zu merken, was wir eigentlich taten.

Während meiner Schulzeit gab es noch keine Vorbereitungskurse für die Prüfung ans Gymnasium. Frau Rauber bot denjenigen, die an die Kantonsschule gehen wollten, eine Gymivorbereitungsstunde in ihrer Freizeit an. Diese stand aber auch allen anderen interessierten Schüler:innen offen.  Dieses Engagement schätzten wir in unserer Klasse in besonderem Masse.

3. Projekte entstanden aus kleinen Ideen

Vielfach wurde aus einer kleinen Idee ein ganzes Projekt. So las sie einmal mit uns einen Ausschnitt aus einem Stück von Shakespeare. Mehrere Schüler:innen waren komplett begeistert und wollten mehr über Shakespeare und Theaterstücke erfahren. Da in der Saison 99/00 gerade der Blutspuren-Zyklus im Schauspielhauskeller aufgeführt wurde, nahm Frau Rauber Kontakt mit dem Theater auf.

Während mehrerer Monate besprach sie mit interessierten Schüler:innen in ihrer und unserer Freizeit die Texte und besuchte jeweils mit uns die Vorstellungen. Sie hatte einen Deal mit dem Schauspielhaus ausgehandelt, damit wir diese gratis besuchen konnten. Zweimal durften wir sogar nach den Vorstellungen Szenen mit den Schauspieler:innen auf der Bühne nachspielen. Und der Bildband, der aus diesen Vorstellungen entstand, bekamen wir erst noch von den Schauspieler:innen geschenkt.

4. Mut zu unkonventionellen Handlungen

Mit ihrer Italienisch-Klasse besuchte sie ein Eros Ramazotti-Konzert und organisierte am Ende unserer Schulzeit eine Exkursion nach Italien. Dieses Engagement schätzten wir bereits damals in unserer Klasse in besonderem Masse.

Als wir ins Klassenlager gingen, kam Frau Rauber als Begleitperson mit. Am zweiten Tag unternahmen wir eine längere Wanderung. Da wir uns verirrten, wurde die Wanderung jedoch noch länger. Alle Schüler:innen waren sehr erschöpft, hatten Durst und Riesenblasen an den Füssen. Was machte Frau Rauber in dieser Situation? Sie hielt ein Auto an und bat den Fahrer, die Schüler:innen und sie zum Ziel zu fahren. Unser Klassenlehrer war darüber nicht sonderlich erfreut, weshalb er Frau Rauber und uns bestrafte.    

Nach 20 Jahren wieder in ihrem Schulzimmer

Ich besuchte Frau Rauber einen ganzen Morgen. In unserem Vorgespräch hatte ich bereits erfahren, dass sie inzwischen andere Fächer unterrichtet. Waren es früher hauptsächlich Sprachen, so hatte sie inzwischen Englisch und Zeichnen gegen Geschichte sowie Religion, Kultur und Ethik ausgetauscht.       

Ebenfalls distanzierte sie sich vom Frontalunterricht und arbeitet nun mit der Methode des kooperativen Lehrens. Daher veränderte sich auch die Sitzordnung. In unserem Klassenzimmer standen die Bänke alle reihenweise hintereinander. In ihrem aktuellen Schulzimmer sind die Bänke zu fünf Gruppentischen sowie einem grossen Diskussionstisch geordnet.

Weiter fiel mir auf, dass Frau Rauber immer noch sehr engagiert ist. Als ein Schüler ihr mitteilte, dass er demnächst ein Vorstellungsgespräch habe, bot sie ihm kurzerhand an, dieses Gespräch mit ihm zu üben. Ein anderer Schüler fragte, ob er an ihrem freien Nachmittag in die Schule kommen und sie ihm dann mit der Bewerbung helfen könne. Dieser Bitte ist sie selbstverständlich nachgegangen.

Frau Rauber arbeitet mit neuen Ritualen. So verwendet sie die Klangschale, um anzuzeigen, dass die Gruppenarbeit zu Ende ist. Wenn sie eine Frage stellt, dann entscheidet sie durch Würfeln, wer antworten darf.    

Sie wirkt im Schulzimmer viel gelassener, selbstsicherer und lässt sich nicht so schnell provozieren. Im Zimmer befinden sich mehrere Pflanzen, wodurch eine behagliche und gemütliche Atmosphäre entsteht.

Trotz der vielen Veränderungen ist sie ihrer Unordnung auf ihrem Schreibtisch treu geblieben. Wie früher häufen sich dort Berge von Heften und Aufgabenblätter.

Ich hatte das Gefühl, dass die Schüler:innen Frau Rauber sehr mögen und denke, dass sie deshalb auch diesen Schülern unvergesslich bleiben wird.

Meine Thesen

Ich habe mich gefreut, meine ehemalige Lehrperson zu treffen und mich mit ihr zu unterhalten. Ihre Grundhaltung gegenüber dem Lernen und ihren Schüler:innen hat sich in den Jahren nicht verändert. Das führe ich darauf zurück, dass sie immer authentisch aufgetreten ist und ehrlich gegenüber sich und ihren Schüler:innen war und ist.

Zum Abschluss dieses Lernnachweises soll ich darlegen, wie mich meine Lehrperson prägte. Welche Konsequenzen leite ich für mich als Lehrperson ab? Ich komme auf drei Thesen, die aus einer normalen Lehrperson eine unvergessliche Lehrperson machen:

  • Eine gute Lehrperson zeigt Engagement und motiviert dadurch ihre Schüler:innen zum Lernen.
  • Eine gute Lehrperson tritt mit ihren Schüler:innen in Beziehung. Sie unterstützt sie und hilft ihnen individuell, wodurch die Schüler:innen Vertrauen zu ihr und sich selbst aufbauen. 
  • Eine gute Lehrperson ist dialog- und kritikfähig.

Liebe Marisa.
Ich danke dir für diese Aussensicht und wünsche dir von Herzen viele tolle Erlebnisse als Sekundarlehrerin. Danke für deine Wertschätzung und Ehrlichkeit.

Über Gelesenes sprechen und austauschen

Meine Lesesozialisation fand in meinem Elternhaus und nicht in der Schule statt. Ich lebe weiter, was mich meine Eltern gelehrt haben: Über Gelesenes sprechen und austauschen gehört zum Lesen.

Wie ich Lesen als Kind in meinem Elternhaus erlebte

In meinem Elternhaus wurde viel gelesen. Bücher und Zeitschriften liessen sich in jedem Zimmer finden und der Gang zur Gemeindebibliothek war fester Bestandteil des Wochenablaufs. Meine Mutter legte fest, wie viele Bücher maximal pro Woche ausgeliehen werden durften – allerdings hielt ich mich wohl kein einziges Mal dran. Es war auch nicht sinnvoll, die überzähligen Bücher zu verstecken, da alle gefunden und gelesen wurden.

Wenn ich zurückdenke, dann empfinde ich es als bemerkenswert, dass meine Mutter sämtliche Jugendbücher ebenfalls las. Nicht als Kontrolle, sondern weil sie es wichtig fand, dass über Gelesenes ausgetauscht werden konnte. Daher fanden bei uns zu Hause häufig Gespräche über Bücher und deren Themen statt. Ebenso lasen wir uns Textstellen vor, die besonders lustig waren, oder wir Kinder fragten nach Wörtern, die wir nicht kannten.

Aus heutiger Sicht hat die Schule im Bezug auf die Leseförderung versagt. Weder in der Primar- noch der Sekundarschule gab es Klassenlektüren oder eine individuelle (Ferien)Lektüre. Erst im Gymnasium habe ich mein erstes Buch in der Schule gelesen und darüber diskutiert.

Lesen als Diskussionsgrundlage

Während meines Germanistik-Studiums fand in unserer WG jede Woche ein Diskussionsabend statt. Gestartet wurde mit einem gemeinsamen Essen und anschliessend diskutierten wir in der Regel zwei Werke aus der Leseliste des literarischen Akzesses. Der Austausch war engagiert: Es wurden Verbindungen zu anderen Werken und Autoren thematisiert, der Inhalt mit unserer Lebenswelt in Bezug gestellt, offene Kritik an Autor oder Werk geäussert, debattiert.

Ich erinnere mich noch gut an eine Diskussion über Schillers „Don Carlos“. Die Beziehung zwischen den zwei Protagonisten, Marquis von Posa und Don Carlos, wurde verwendet, um einen schwelenden Konflikt unserer WG lautstark und versehen mit Argumenten aus dem Werk auszutragen.

Spätestens da realisierte ich, dass Lesen und Literatur immer mit meinem Leben zu tun haben und es auf die eine oder andere Weise beeinflussen.

Lesen in meiner Familie

Bereits im Kindergarten marschierte unsere Tochter mit dem Poschtiwägeli in die Bibliothek und schleppte jeweils bis 15 Bücher aufs Mal nach Hause. Die Bibliothekarin stellte ihr bereits mit 5 Jahren einen eigenen Bibliotheksausweis aus – so viel Engagement müsste belohnt werden! Genau wie ich las sie am liebsten im Bett und natürlich noch lieber mit der Taschenlampe unter der Decke. Genau wie meine Mutter las ich alle Bücher, die sie nach Hause brachte und wir tauschten uns über Lieblingsstellen aus.

Mein Mann liest kaum Bücher, dafür unterschiedliche Zeitschriften. Er vermittelte die Freude am Lesen von Zeitschriften, aber auch am Weitergeben von Artikeln. Auch hier galt und gilt: alles, was für interessant befunden wird, wird vorgelesen oder fotografiert und vermailt.

Als meine Tochter sechs Jahre alt war, besuchte ich mit ihr das erste Mal die Buchmesse in Frankfurt. Wir genossen es beide in die Welt der Bücher einzutauchen, an Lesungen teilzunehmen, uns Bücher signieren zu lassen. Fast zehn Jahre lang pilgerten wir nach Frankfurt, manchmal zu zweit, manchmal in Begleitung einer Freundin meiner Tochter.

Die Ferienlektüre gehörte selbstverständlich zum Gepäck. Es gab einige Jahre lang Tränen vor den Sommerferien, da nicht alle Bücher eingepackt werden konnten, weil sonst die Koffer zu schwer gewesen wären. Dann lösten die beiden Mädchen das Problem auf eine elegante Art. Sie legten mir ihre Leseliste vor, aus der ich die acht Bücher auswählen „durfte“, die dann in mein Gepäck wanderten. Die restlichen Bücher teilten sie auf ihre Koffer auf.

So schafften wir es, vor Kindlezeiten, immer mindestens 16 verschiedene Bücher dabeizuhaben. Für jeden Tag eines und eines in Reserve. Und erneut galt: Wir sprachen über die gemeinsam gelesenen Bücher, tauschten uns über die Inhalte aus und erzählten einander, was die Themen mit uns aktuell zu tun hatten.

Austausch in der Lesegruppe

Es war und ist mir wichtig, mich mit anderen Menschen über Bücher und Gelesenes auszutauschen. Im Verlaufe der Jahre wurde dies aber immer schwieriger, weil sich viel mehr Filmbegeisterte als Leser:innen fanden. Also gründeten wir eine Lesegruppe, in der es keine Qualitätseinschränkungen bei der Auswahl der Lektüre gab. Jede Person konnte Vorschläge einbringen, weshalb ich mich plötzlich auch mit anderen Genres befasste.

In einem Roman (dessen Titel und Handlung mit entfallen sind) wurde beschrieben, dass durch das Schlagen von Zucker Funken entstehen. Der Naturwissenschaftler unter uns bestätigte dies zwar, aber wir wollten das mit eigenen Augen erleben. So organisierten wir uns den Zugang zu einem Labor, das sich vollkommen verdunkeln liess und droschen auf Zuckerstücke ein. Einen Funken gab es nicht, aber die “angewandte” Literaturstunde fühlte sich grossartig an.

Lesen im Unterricht

Lesen mit Erwachsenen

Ich war viele Jahre in der Erwachsenenbildung tätig. Mit meiner Italienisch-Konversationsklasse, die ich über 10 Jahre unterrichtete, lasen wir eine Vielzahl von Büchern. Es gab immer wieder Teilnehmer:innen, die mir in einem vertraulichen Gespräch gestanden, dass sie vorher noch nie ein Buch zu Ende gelesen hätten. Auch hätten sie sich nicht vorstellen können, dass man über den Inhalt diskutieren könne. Noch viel mehr erstaunte sie jeweils, dass das Gelesene mit ihnen als Individuen und ihrem Leben zu tun hatte.

Lesen mit meinen Sekundarschüler:innen

Lesen gehört auch heute zu meinem Alltag. Und ich darf mit Stolz sagen, alle (!) meine Schüler:innen lieben die Klassenlektüre, die wir gemeinsam lesen und diskutieren. Wie ich es anstelle, um meine Schüler:innen auf den Geschmack des Lesens zu bringen, werde ich in einem Folgeartikel darlegen.

Erinnerungen an meine Schulzeit

Meine Neuntklässler:innen sind vor den Sommerferien aus der Schule gekommen. Woran werden sie sich wohl später erinnern, wenn sie an ihre Schulzeit denken? Welche Erinnerungen und Erfahrungen ihrer Schulzeit hinterlassen Spuren und beeinflussen ihr späteres Leben, ihren Berufsalltag sowie ihre Werte?

Denke ich an meine Schulzeit, dann erinnere ich mich an unzählige Erlebnisse mit meinen Mitschüler:innen, an Streiche, an (Lehr)Personen und Persönlichkeiten. Ich erinnere mich weder an perfekte Einführungen in die Arithmetik oder Grammatik, noch an einzelne Literaturstunden.

In diesem Rückblick geht es um meine Erinnerungen an meine Schulzeit als Schülerin.

Ich erinnere mich …

Erinnerungen an den Kindergarten

  1. wie ich jeden Morgen meine Freundin abholte und wir zusammen zum Kindergarten liefen.
  2. an die Schürzen, die wir Mädchen tragen mussten. Und daran, dass uns niemand erklären konnte, warum nur wir Mädchen sie tragen mussten. Die Jungs machten sich immer viel schmutziger.
  3. an eine Kindergärtnerin des 2. Kindergartenjahres. Sie hiess Frau Früh, unterrichtete am Nachmittag und wir mochten sie nicht. Wir machten uns pünktlich auf den Weg in den Kindergarten und kehrten pünktlich nach Hause zurück. Allerdings verbrachten wir die Nachmittage nicht im Kindergarten, sondern organisieren uns selbst. Es war alles perfekt, bis Frau Früh vier Mütter anrief …
  4. an die vielen Kinderlieder und Abzählreime, (die ich zwar schon von zu Hause kannte, aber heiss liebte).
  5. wie stolz ich über meine ersten geschriebenen Worte war.

Erinnerungen an die Primarschule

  1. an die liebevoll gestalteten, detailreichen und freihändig gezeichneten Tafelbilder unseres Lehrers. Es gab weder Hellraumprojektor, Visualizer, Beamer noch Computer. Durch seine Zeichnungen holte er uns die Welt ins Schulzimmer.
  2. dass wir bereits in der ersten Klasse kleine Texte in ein schönes Heft abschrieben und die Texte mit Zeichnungen ergänzten.
  3. dass ich das Papier im Landi auswählen durfte, mit dem meine Schulbücher eingebunden wurden.
  4. an Peter, der vor mir sass und nie aufpasste. Unser Lehrer hatte eigene Vorstellungen darüber, wie man Disziplin im Schulzimmer herstellte. Er warf einfach das Lineal in Richtung des unaufmerksamen Schülers. Peter allerdings verfügte über eine innere Antenne, denn er wurde kein einziges Mal getroffen, da er sich immer rechtzeitig bückte. Und ich musste immer doppelt aufmerksam sein, da auch ich nicht getroffen werden wollte.
  5. dass wir in der 4. Klassen den Stoff der 3. Klasse nachholten.
  6. an den langen Schulweg (2 km), auf dem ich viel Spannendes erlebte.
  7. auch noch, wie meine drei Freundinnen und ich unsere Reinhefte nochmals abschreiben mussten. Sie waren leider, beim Versuch eine Abkürzung über den Bach zu nehmen, mit uns und dem Thek ins kalte Wasser (Januar) gefallen.
  8. an das erste Mal von uns Mädchen 🙂 . Mit Wasserfarben schminkten wir uns während der grossen Pause. Unsere Lehrer zwangen (!) uns, alles wieder abzuwaschen.
  9. an den Geruch der Matritzenblätter.
  10. dass ich nur eine bestimmte Anzahl Bücher aus der Bibliothek pro Woche beziehen durfte. Ich hielt mich nicht daran. Eines Tages gab ich es auf, die überzähligen Bücher zu verstecken, da meine Mutter alle fand und sie auch immer las.
  11. wie ich meinen Lehrer anlog und sagte, ich hätte die Hausaufgaben gemacht, aber zu Hause vergessen. Und er mich sie holen schickte …
  12. dass unsere Katze immer neben uns sass, wenn wir Hausaufgaben machten.
  13. wie sich Christine unter dem Pult der Lehrerin versteckte und sie während der Lektion an den Fusssohlen kitzelte. Der Schrei war eindrücklich 🙂
  14. dass unser Lehrer uns jede Woche eine Stunde lang aus einem Buch vorlas. Ich kaufte mir das Buch viel später und liebe Krabat heute noch.
  15. wie wir aus dem Fenster unseres Klassenzimmers im ersten Stock sprangen und sich nie jemand verletzte.
  16. wie die Klasse meines Bruders das ebenfalls versuchte und er sich dabei seine Zungenspitze abbiss.
  17. dass wir am Samstagmorgen zur Schule und am Nachmittag alle in die Pfadi gingen.
  18. an meine Brieffreundinnen. Woche für Woche tauschten wir Neuigkeiten aus und wartete begierig auf Post.
  19. dass wir alle zwei Wochen einen Aufsatz schrieben, den wir uns in der Folgewoche gegenseitig vorlasen.

Erinnerungen ans Gymnasium

  1. an den Skandal, den das Bestehen der Gymiprüfung in meiner Verwandtschaft auslöste. “Ein Arbeiterkind gehört nicht ins Gymnasium”.
  2. dass ich mich im ersten Gymnasium für meine Herkunft schämte.
  3. dass ich Angst hatte, dass meine bessere Schulbildung die gute Beziehung zu meinen Eltern zerstören könnte.
  4. an die neuen Welten, die ich dank des Neusprachlichen Gymnasiums entdeckte. Ich eignete mir Kenntnisse in vier Sprachen an und lernte vielfältige, unterschiedliche Literatur kennen.
  5. dass ich mein Taschengeld gerne für schöne Schreibstifte und Schreibbücher ausgab, weil sich so viel einfacher schreiben liess.
  6. wie spannend es war (und heute noch ist), dass sich über dasselbe Thema in den verschiedenen Sprachen unterschiedlich schreiben lässt.
  7. wie fasziniert ich von Algebra war – ich hatte das Gefühl zaubern zu können.
  8. dass alle meine Lehrer:innen klare Regeln aufstellten und ich immer wusste, woran ich war.
  9. an meinen Französischlehrer, der seine zu langen Hosen kurzerhand während der Lektion mit dem Tacker kürzte.
  10. dass mein Wecker gleich wie die Schulglocke klang. → Wecker in den Schrank, eine halbe Stunde vor Schulschluss klingeln lassen und sich auf das Wochenende freuen. Funktionierte leider nur bei Lehrpersonen, die beim Klingeln sofort Richtung Bahnhof rannten.
  11. an meine Geografielehrerin, die nicht nach Australien ausgewandert war (obwohl sie dort, wie sie betonte, sicherlich einen Mann gefunden hätte).
  12. dass wir erfolgreich darum kämpften, eine Schulreise durchzuführen. Allerdings durfte sie nur innerhalb des Kantons Zürichs stattfinden. Im ersten Jahr gingen wir nach Rapperswil (Kanton St. Gallen), im zweiten an den Rheinfall in Schaffhausen (Kanton Schaffhausen).
  13. an meine Mathelehrerin. Immer gut gelaunt führte sie uns in die Geheimnisse der Mathematik und Geometrie ein. Oft begleitet von Anekdoten oder Auszügen aus der Literatur, da Wissenschaften immer Hand in Hand arbeiten würden.
  14. wie wir die Damen unseres Schulsekretariats mit Respekt (und Kuchen) versorgten und sie uns im Gegenzug bei der Vergabe von Billetten für das Opern– und Schauspielhaus bevorzugt berücksichtigten.
  15. als ich das erste Mal ein Kunstmuseum besuchte.
  16. an die jährliche Seeüberquerung (rund 2 km). Meine Freundin und ich starteten immer mit der ersten Gruppe und kamen mit der letzten an. Es gab nichts Schöneres, als so lange ungestört zu quasseln.
  17. an meinen Geschichtslehrer, dessen Ziel war, aus Papageien Denker:innen heranzubilden.
  18. wie uns der Rektor seinen Autoschlüssel in die Hand drückte, damit wir einen Lehrer zum Arzt fahren konnten.
  19. wie ich Herrn Regierungsrat Gilgen während einer Sitzung einen Kaffee reichte und er mich fünf Jahre später an der Uni wiedererkannte.
  20. an meine Klassenlehrerin, die explizit nicht wissen wollte, was die Eltern von Beruf sind, da die ja schliesslich nicht ihren Unterricht besuchten.
  21. an die Akzeptanz, Wertschätzung und Wichtigkeit, die jedes Klassenmitglied von den anderen enthielt. Egal, ob Popper, Discogirl, Sportler, Punk, Normalo, Millionärssohn, Rocker …

Wie meine Erfahrungen als Schülerin mein Leben beeinflussen

Die Schulzeit, besonders während der Pubertät, ermöglicht den Jugendlichen wichtige Momente, nicht nur für die Erinnerungen, sondern auch in Bezug auf Begegnungen, Beziehungen, Vorbilder oder ihrer Interessenbildung.

Die Erinnerungen und Erfahrungen meiner Schulzeit hinterliessen Spuren und beeinflussen heute noch mein Leben und meinen Alltag als Sekundarlehrerin. Ich hatte das Privileg, von engagierten, interessierten und wertschätzenden Lehrpersonen unterrichtet zu werden. Sie weckten in mir die Freude am Schreiben und an der Literatur. Gleichzeitig zeigten sie auf, welches Potenzial in mir steckt, machten mich neugierig auf Neues und bestärkten mich, meinen eigenen Weg zu gehen.

Schon damals liebte ich das Schreiben und die Auseinandersetzung mit Sprache. Diese Faszination ist geblieben und wird heute mit meinen Schüler:innen geteilt. Das zeigt sich beispielsweise im Projekt Bloggen mit Schüler:innen. Die Wertschätzung, die ich selbst als Schülerin erlebte, trug wesentlich zu meinem Verständnis von gutem Unterricht bei: Ich bin der festen Überzeugung, dass Beziehungsarbeit in der Schule die wichtigste Tätigkeit als Lehrperson ist. 

5 Tipps, wie du dir als neue Lehrperson sofort und nachhaltig einen Platz im Team sicherst

Du bist Lehrperson und hast morgen deinen ersten Schultag in einer neuen Schule? Dann werden dir meine Tipps helfen, dir sofort und nachhaltig einen Platz im Team zu sichern.

Tipp 1 – Sichere deine Position

Als neue Lehrperson werden dir im Schulhaus viele unbekannte Gesichter begegnen. Stelle sofort klar, dass du ein wichtiges Teammitglied bist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du das bewerkstelligen kannst.

Setz dich beispielsweise an einen zentralen Platz, vorzugsweise auf einen Hochstuhl. Betritt eine andere Lehrperson das (Lehrer:innen)Zimmer, begrüsse sie mit den Worten: “Du hast dich mir noch nicht vorgestellt. Wer bist du?” Mit dieser Frage signalisierst du nicht nur deine Wichtigkeit, sondern stellst auch klar, dass du dich nicht von Konventionen leiten lässt.

Tipp 2 – Mach auf dich aufmerksam

Es ist wichtig, dass das Team dich wahrnimmt und deine Meinung hört. Sprich daher möglichst laut. Pass dein Stimmvolumen der Grösse des Zimmers an. Sobald andere ihre Zweiergespräche unterbrechen müssen, liegst du mit der Lautstärke richtig.

Unterhalten sich zwei Lehrpersonen miteinander, stell dich zu ihnen und übernimm die Gesprächsführung.

Tipp 3 – Zu viele Informationen schränken dich ein

Es ist unnötig, dich vorgängig über die Schulhauskultur, das Leitbild oder Stärken der anderen Lehrpersonen zu informieren. Durch dich wird neuer Wind in das Team gebracht. Entwicklung kann nur über das Einbringen neuer Sichtweisen und das Aufbrechen alter Strukturen erfolgen.

Deine Persönlichkeit und deine Kompetenz haben diesem Schulhaus bisher gefehlt. Man wird dir noch dankbar sein, dass du das Rad neu erfindest und alle alten Zöpfe sowie Traditionen ablehnst oder hinterfragst. Wer auf Bewährtes setzt, ist zu faul, sich neu zu erfinden.

Tipp 4 – Du bist kompetent

Zeig deine Kompetenz von der ersten Minute an. Frag nicht, wie deine Teamteaching-Person bisher gearbeitet hat. Hinterfrage Entscheide der Klassenlehrpersonen oder mach ihnen Vorschläge, wie sie effizienter, besser, zielgerichteter arbeiten können. Erkläre, wie in diesem Schuljahr unterrichtet und die Klassen geführt werden sollen.

Tipp 5 – Vergeude keine Zeit

Vor dir haben bereits andere Lehrpersonen die anstehenden Unterrichtsinhalte unterrichtet. Es ist also nicht notwendig, Zeit in eigene Vorbereitungen zu stecken. Lass dir alle Planungen und alles Material geben und lege los. Sollte dir kein Material angeboten werden, dann fordere es vehement ein. Schliesslich arbeitest du in einem Team!

Kommentare zu Lehrmitteln sind meist sehr textlastig, diese Zeit kannst du besser einsetzen. Die verlangte Differenzierung ist einfach umzusetzen. Du lässt schwächere Schüler:innen einige Arbeitsblätter weniger lösen. Für schnellere gibt es Lernprogramme am Computer.

Bonustipp

Dein Privatleben ist wichtig! Sollte also während eines Gesprächs mit einer anderen Lehrperson oder einer Sitzung dein Handy klingeln, dann antworte sofort und lass dir für das Gespräch Zeit. (Vergiss dabei Tipp 2 nicht!)

Hältst du dich an meine Tipps, so wirst du dir sofort und nachhaltig einen Platz im Team sichern – als unangenehme Person oder gar Nervensäge, der man, wenn immer möglich, aus dem Weg geht.

Solltest du dir eine andere Positionierung wünschen, dann lies doch meine 6 Tipps für neue (Klassen)Lehrpersonen.

12 von 12 im August 2022 – oder doch 13?

Das ist nun wirklich ein wenig kompliziert mit diesem 12 von 12 im August 2022. Es enthält nämlich 13 Bilder und wir taten den ganzen 12. August so, als wäre es bereits der 13. Warum?

Ganz einfach. Meine Mutter feiert am 13. August ihren Geburtstag. Traditionellerweise unternehmen meine Tochter, meine Mutter und ich an diesem Tag einen gemeinsamen Ausflug auf einen Berg.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Auf dem Berg herrscht eine viel angenehmere Temperatur und meine Mutter kann uns alle Berge benennen und verfügt über einen unerschöpflichen Schatz an Erinnerungen, Legenden, Geschichten und Fakten, die mit diesem Ort zu tun haben. Ausserdem sind wir alle drei neugierig und erkunden gerne unbekannte Welten.

Aber dieses Jahr feierten wir ihren Geburtstag bereits am 12. August. Sogar mein Mann konnte dabei sein und auf dem Programm stand eine Schiffsrundfahrt auf dem Zugersee. Wir waren uns sicher, dass wir am Freitag bedeutend weniger Tourist:innen antreffen würden als am Samstag. Aber, da es ja um das Feiern ihres Geburtstages ging, taten wir so, als wäre bereits der 13. 🙂


Als wir am Wohnort meiner Cousine durchfahren, mache ich ein Foto, das ich ihr schicke.
“Weisst du, wo wir sind?” Die Antwort kam postwendend: “Am Zugersee!” Und ja, Yvonne, wir versprechen hoch und heilig, dass wir dich nächstes Mal kurz besuchen werden.

Die Frage nach der Grösse des Sees verhalf uns zu einer Lektion Medienkunde: Sei kritisch, was gedruckt ist oder im Internet steht. Je nach Artikel bei Wikipedia kann der Zugersee nämlich sowohl der neuntgrösste als auch der zehntgrösste See der Schweiz sein. Eigentlich egal, Hauptsache der Zürichsee ist grösser :-).

Wir sind bereit und warten nur auf das Schiff, damit wir endlich anstossen können 🥂 .

Der Blick von der Seepromenade auf den Zugersee entführt uns nochmals in die Ferien. Bei diesem Ausblick ist es so einfach runterzufahren, zu atmen und die Gesellschaft zu geniessen.

Und hier sollten nun eigentlich die Namen der Berge stehen. Aber … ich schlage ja in vielem meiner Mutter nach, jedoch nicht in der Fähigkeit mir geografische Fakten zu merken 🙁 . Siehst du, Muetti, deshalb brauchen wir dich noch lange an unserer Seite!

Ich bin so dankbar, dass wir über die Generationen hinweg Aktivitäten unternehmen, gemeinsam lachen und die Zeit geniessen können. Wenn Muetti uns von früher erzählt, steigt der Respekt gegenüber meiner Mutter. Die Welt, die Regeln, die Werte haben sich grundlegend verändert, aber sie begegnet allen Menschen wertschätzend und ohne Vorurteile. Und noch viel wichtiger, sie hadert nicht darüber, was ihr in ihrer Jugend, in ihrem Leben verwehrt blieb.

Während der Fahrt tauschen wir Erinnerungen und Erlebnisse aus. Und wie immer, wenn wir unterwegs sind, war mein verstorbener Vater mit dabei.

Nach dem leckeren Mittagessen, Fisch natürlich, kam die Crew des Schiffes und gab ein Geburtstagsständchen zum Besten. Damit nicht genug. Aus einer riesigen Flasche wurde ihr ein nicht zu kleines Glas echter Etter-Schnapps eingeschenkt. Enkeltochter und Schwiegersohn unterstützen nach Kräften 🙂 .

Langsam aber sicher neigte sich die Rundfahrt ihrem Ende entgegen. Wir waren nicht unglücklich, dass ein leichter Wind aufkam.

Himmel und See in perfekter Farbübereinstimmung.

Idyllische Plätze, wohin man blickte. Es geht wirklich ein besonderer Zauber von diesem See aus.


Am 13., dem “richtigen” Geburstag gingen wir Kinder und Schwiegerkinder zusammen mit meiner Mutter in die Burg Uster essen. Wer hat denn gesagt, Geburtstag dürfe man nur an einem Tag feiern?

Am Ende des Abends bleibt nichts zu sagen, ausser Herzliche Gratulation zu deinem Geburtstag. Bleibe wie du bist, wir schätzen uns glücklich, dich als Mutter, Schwiegermutter, Grossmutter zu haben.

Meine 6 besten Tipps für dich als neue Klassenlehrperson an der Sekundarschule

Mitte August wirst du endlich richtig als Lehrperson durchstarten und deine eigene Klasse als Klassenlehrperson unterrichten und begleiten. Du freust dich, hast eine Menge Ideen, wie und was du umsetzen und erreichen möchtest. Gleichzeitig machen sich vielleicht auch Fragen oder Ängste breit, ob du denn das alles stemmen und deinen Vorstellungen gerecht wirst.

In diesem Artikel gebe ich dir meine 6 besten Tipps weiter. Sie gründen auf meinen eigenen Erfahrungen und Erfahrungen, die ich mit jungen Kolleg:innen im Team machte und meiner Tätigkeit als Praxislehrperson.

Tipp 1: Zeige dich als Mensch

Als Lehrperson der Sekundarschule bist du heute nicht in erster Linie Wissensvermittler:in oder hast dich ausschliesslich auf dein “Kerngeschäft” (sprich Fachunterricht) zu konzentrieren.

Du arbeitest mit Jugendlichen, die …
sich in der Pubertät befinden,
sich bereits in der 7. Klasse mit ihrer Berufswahl auseinandersetzen (müssen),
auf der Suche nach sich und ihren Werten sind,
gemocht werden wollen,
rebellieren,
alles besser wissen. …

Du begleitest diese Jugendlichen während der nächsten drei Jahre als Klassenlehrperson, aber vor allem auch als Mensch. Überlege dir daher, was wirklich zählt. Woran erinnerst du dich, wenn du dich an deine Schulzeit erinnerst? Sind es die perfekt vorbereiteten, gelungen Lektionen deiner Lehrerperson oder das missglückte Chemieexperiment? Ist es die gute Note des Französischtests oder den Ausflug, den ihr im ersten Schuljahr unternommen habt?

Schaffe immer wieder Gelegenheiten, damit deine Schüler:innen dich als Mensch wahrnehmen können. Es muss nicht gleich ein Klassenlager sein, Unterricht im Freien, ein Spaziergang in den Wald, um den Weiher, ein Ausflug an eine Ausstellung, ein gemeinsames Mittagessen. Gemeinsam lachen, ernsthafte Gespräche führen, sich gegeneinander in Spielen messen (und als Lehrperson verlieren können), sich in die Geheimnisse der aktuellen Jugendsprache einführen lassen – dabei lernt ihr euch näher kennen und schätzen.

Tipp 2: Sei eine verlässliche Bezugsperson

Auch für deine Schüler:innen ist alles neu. Das Schulhaus, das Schulzimmer, die Klasse, die Mitschüler:innen, die Fächer, die Regeln … Du bist als Klassenlehrperson ihre Bezugsperson. Interessiere dich für sie, nimm sie wahr, sei verlässlich. Unsere Schüler:innen sind tolle Menschen, die uns offen und vertrauensvoll (manchmal auch frech und wild) entgegentreten.

Sei transparent, konsequent und humorvoll. Lass sie fühlen, dass es jede einzelne Person in dieser Gemeinschaft braucht, dass es für alle Platz gibt. Fehler machen ist erlaubt und führt nicht zu Liebesentzug oder Ausschluss aus der Gemeinschaft. Stelle klar, dass du die Chefin / der Chef bist, aber dass ihr nur miteinander erfolgreich sein werdet. Für ihre Zukunft ist die Erfahrung einer verlässlichen Beziehung wichtiger als passé composé und die Binome.

Tipp 3: Du bist kompetent

Während deiner Ausbildung hast du verschiedene Praktika absolviert. Dabei hattest du die Möglichkeit, Einblicke in unterschiedliche Klassen sowie Erfahrungen mit mannigfaltigen Lehrpersonen und Haltungen in einer Vielzahl von Schulhäusern zu machen. Du weisst, was du als Lehrperson sicherlich nie so machen würdest, andererseits gab es Personen, die dich prägten und denen du nacheifern möchtest.

Wichtig ist: Du bist eine kompetente Lehrperson. Gleichzeitig bist du ein Individuum, einzigartig. Das bedeutet, dass du deinen Weg finden wirst. Lass dich nicht irritieren, nur weil andere nicht nachvollziehen können (oder wollen), warum du ein Thema nicht gleich behandelst. Es ist für deine professionelle Entwicklung wichtig, dass du selbst entscheidest, wie du unterrichten willst. Nur so wirst du verstehen, was zu dir passt, zu dir als Mensch, zu dir als Individuum, zu dir als Lehrperson. Kompetent bist du 🙂

Tipp 4: Nimm und lass dir Zeit

Es mag dich vielleicht irritieren, aber es ist wichtig, dass du dir einen persönlichen Zeitplan erstellst, in dem du Zeitfenster für dich, dein Hobby, deine Beziehung einträgst. Konkret: Du legst fest, wann du spätestens das Schulhaus verlässt. Egal, ob du alles erledigt hast (was keine:r von uns je schafft).

Mein Vorschlag: Wenn du nachmittags unterrichtest, verlässt du das Schulhaus um 17 Uhr. Wenn du einen freien Nachmittag hast, dann gehst du direkt um 12 Uhr nach Hause und bleibst jede zweite Woche bis 15 Uhr. An Wochenenden arbeitest du nicht für die Schule. Und abends legst du dir ebenfalls eine Deadline fest.

Du musst unbedingt noch Tests korrigieren? Wer verlangt das? Du kannst die Tests auch nach zwei Wochen zurückgeben. Ausserdem musst du nicht jeden Test von allen Schüler:innen korrigieren. Kompetenzorientiertes Beurteilen zielt weniger auf das Endprodukt als auf den Prozess ab. Und daher ist es sinnvoller, dir regelmässig zu drei, vier Schüler:innen Notizen zu machen, wie sie an Arbeiten herangehen, welche Fortschritte sie machen etc.

Tipp 5: Habe Mut zur Lücke

Zu unseren Lehrmittel gibt es ausgezeichnete Kommentare. Sie enthalten didaktische Vorschläge für die einzelnen Lektionen und zeigen auf, wie du den Unterricht gestalten kannst. In den meisten Fällen enthalten sie auch differenzierte Arbeitsblätter und Online-Materialien. Greife darauf zurück und erfinde nicht für jedes Fach und jede Lektion den Unterricht neu.

Lass dir für die gewählten Themen Zeit und habe Mut zur Lücke. Es gibt immer wieder Situationen, in denen ein Thema für die Schüler:innen bedeutsamer ist, als du dachtest. Über das sie sich austauschen und diskutieren wollen. Plane dafür Zeit ein. Es gibt kein Fach, in dem du im Unterricht alle Themen bearbeiten kannst. Also strebe dieses Ziel erst gar nicht an. Aber es folgen ja noch weitere Klassen bis zu deiner Pensionierung 🙂

Wähle pro Semester maximal ein Fach oder Thema, in das du dich vertiefen möchtest, worüber du noch zusätzliche Aktivitäten oder Unterrichtsreihen erstellst. So erarbeitest du dir im Laufe der Jahre gutes, persönliches Material, ohne dich zu verausgaben.

Tipp 6: Tausch dich mit anderen Lehrpersonen aus

Die Zeiten von “Ich und meine Klasse” sind passé. Für die heutigen Jugendlichen ist es wichtig, dass sie sich in einem (Schul)system bewegen und aufhalten, in dem kommuniziert wird. Unsere Schüler:innen müssen sehen, hören, spüren, dass wir Lehrpersonen uns untereinander austauschen. Über Inhalte, über positives Verhalten der Schüler:innen, über Schwierigkeiten und der Suche nach möglichen Hilfestellungen.

Dafür musst du Teil des Teams sein. Das erreichst du, indem du über Mittag mit anderen Lehrpersonen isst, dich in der Pause in Lehrer:innen-Zimmer aufhältst, an Jahrgangsteam-Sitzungen deine Meinung vertrittst und mitdiskutierst.

Tausche dich regelmässig mit deinen Fachlehrpersonen aus. Hör dir an, was sie dir über deine Schüler:innen erzählen. Wir alle haben blinde Flecken und nehmen nicht alles wahr, was in einer Klasse geschieht. Die Fachlehrer:innen geben dir durch ihre Rückmeldungen auch Informationen über das Klassenklima.

Je mehr Aussensichten du über deine Schüler:innen erhältst, desto besser wirst du die Jugendlichen kennen lernen und einschätzen können. Gemeinsam werdet ihr euren Fokus auf die Stärken legen und so alle Schüler:innen individuell fördern und bestärken können.

Du hast einen tollen, herausfordernden Beruf gewählt, in dem sicherlich nie Langweile aufkommt. Gib dich ein und verändere die Welt, in dem du deine Schüler:innen erleben lässt, was Unterstützung und verlässliche Beziehung bedeuten können.