3 Tipps für eine positive Ausstrahlung beim Vorstellungsgespräch

Die folgenden 3 Tipps für eine positive Ausstrahlung beim Vorstellungsgespräch sind dank der Schüler:innen meiner Klasse entstanden.

In einem Jahr hast du die obligatorische Schulzeit abgeschlossen und wirst eine Lehre beginnen. Das Vorstellungsgespräch ist der letzte Schritt, um deinen Lehrmeister oder deine Lehrmeisterin zu überzeugen, dass du die richtige Person für die Lehrstelle in seinem / ihrem Betrieb bist.

In den letzten Monaten hast du dich intensiv mit dem Thema Berufswahl auseinandergesetzt. Du hast den Lebenslauf, unterschiedliche Motivationsschreiben und Bewerbungsbriefe verfasst, an einem Fotoshooting für ein professionelles Bewerbungsbild teilgenommen (hier findest du einen tollen Fotografen für deine Bewerbungsfotos aus Zürich), Schnupperlehren organisiert und erfolgreich absolviert sowie an drei Tagen Bewerbungstraining FIRST TAKE OFF mitgemacht. Nach diesem Pflichtprogramm näherst du dich nun der Kür: dem Vorstellungsgespräch.

Während der Schnupperlehren hast du bemerkt,  dass die Lehrmeister:innen bei der Auswahl ihrer zukünftigen Lehrlinge nicht nur auf die Zeugnisse, d.h. die Noten und Kreuzchen schauen. Neben guten Bewerbungsunterlagen sind dein Auftreten und deine Ausstrahlung während des Vorstellungsgesprächs ausschlaggebend dafür, ob du die Lehrstelle kriegst oder nicht. Dein zukünftiger Chef, deine zukünftige Chefin wünscht sich eine:n Jugendlichen, die/der motiviert und engagiert ist sowie über eine positive Ausstrahlung verfügt.

Die gute Nachricht für dich: Eine positive Ausstrahlung für das Vorstellungsgespräch kannst du lernen!

Tipp 1 – Lächle in die Welt und sie lächelt zurück

Als du deine Fotos, die du in den sozialen Medien postest, mit den Bildern vom Fotoshooting für dein Bewerbungsbild verglichst, stelltest du einen grossen Unterschied fest. Es gab kaum ein persönliches Bild, auf dem du lächeltest, sondern meist war ein cooler oder gar finsterer Blick zu sehen.

Deine erste Aufgabe lautet: Lächle bewusst jede Person an, der du auf dem Schulweg und im Schulhaus begegnest. Auch wenn du eine Maske trägst, kannst du lächeln. Die Menschen, die dir begegnen, werden es an deinen Augen und dem Gesichtsausdruck erkennen, dass du sie anlächelst. Sie werden zurücklächeln und deine Aktion löst bei ihnen und dir ein gutes Gefühl aus.

Und so kannst du das Lächeln üben: Leg dir einen Bleistift quer in den Mund. Damit die gewünschte Wirkung eintritt, musst du die Mundwinkel nach oben ziehen. Die Lippen sollten den Stift nicht berühren.  Halte diese Position mindestens eine Minute lang. Die Muskelkontraktion bewirkt eine Hormonausschüttung im Hirn. Dank ihr wirst du ein Glücksgefühl spüren können.

Wiederhole diese Übung mindestens zweimal pro Tag. Schau dich dabei im Spiegel an. Merkst du, wie sich deine Mundwinkel nach oben ziehen und dein Lächeln die Augen erreicht?

Bewerbungsfoto gute Ausstrahlung
Eine glückliche Schülerin 🙂

Tipp 2 – Halte Blickkontakt

Sicherlich hast du dich auch schon ohne Worte, nur mit den Augen mit einem Freund oder einer Freundin unterhalten. An den Augen einer Person kannst du erkennen, wie sie sich gerade fühlt. Du kannst darin Trauer, Freude, Sehnsucht und weitere Gefühle erkennen.
Ein Blick sagt mehr als tausend Worte und er entscheidet, ob dich dein Gegenüber sympathisch findet – oder auch nicht.

Deine zweite Aufgabe: Blicke jeder Person, mit der du dich unterhältst, direkt in die Augen. Wende den Blick nicht gehemmt ab, sondern getraue dich, den Blick zu halten. So baust du Beziehungen auf und vertiefst sie. Wenn du deinem Gegenüber in die Augen blickst, dann wirkst du ehrlich und aufgeschlossen. Gleichzeitig zeigst du, dass du dich für deine:n Gesprächspartner:in interessierst.

Und so kannst du den Blickkontakt üben: Schau deine Freund:innen, Geschwister und Eltern bei jedem Gespräch in die Augen und versuche den Kontakt möglichst lange zu halten. In der Schule lässt sich der Blickkontakt beispielsweise bei der Begrüssung oder der Verabschiedung üben. Suche bewusst Blickkontakt mit den Lehrpersonen und halte ihn, bis sie sich den nächsten Schüler:innen zuwenden.

Am Anfang wirst du dich vielleicht ein bisschen unwohl dabei fühlen. Je mehr du aber übst, desto schneller wird der Blickkontakt Teil deiner Persönlichkeit.

Tipp 3 – Mit beiden Beinen auf den Boden stehen

Wenn du für eine Präsentation vor der Klasse stehst, dann fühlst du dich in der Regel nicht wirklich wohl. Du bist den Blicken deiner Mitschüler:innen ausgesetzt, was dich verunsichert und nervös macht. Meist stützt du dich dann ab, lehnst dich an oder versuchst, dich hinter Tischen zu verbergen.

Deine dritte Aufgabe: Stehe bewusst auf beiden Beinen. Verteil dein Gewicht auf beide Beine und nimm wahr, wie deine Füsse Kontakt mit dem Boden haben. Mach diese Übung mehrmals täglich.

Und so kannst du deinen bewussten Stand üben: Stell dich während des Zähneputzens bewusst hin. Wenn du deinen Oberkörper bewegst und nicht zu schwanken beginnst, dann machst du die Übung richtig. In der Pause kannst du ebenfalls üben. Stell dich vor die Gruppe und steh fest auf beiden Beine, statt dich auf die Bank zu setzen. Vielleicht übt ihr ja gemeinsam? Lies deine Nachrichten am Handy in den nächsten Monaten im Stehen. Achte auch hier darauf, dass du dein Gewicht gleichmässig auf beide Beine verteilst und einen sicheren Stand hast. Sicherlich fallen dir noch mehr Gelegenheiten ein, wann du diese Übung machen kannst.

Dieser selbstbewusste Stand wirkt sich bei regelmässigem Training auf deine gesamte Körperhaltung aus. Du wirkst dadurch sicherer, offen und gewinnst an Selbstsicherheit. Dein Gegenüber nimmt dich als echt, kompetent und verlässlich wahr.

Wende diese 3 Tipps für eine positive Ausstrahlung beim Vorstellungsgespräch regelmässig an – du wirst staunen, was sie bewirken und wie sich dein Selbstwertgefühl sowie deine Ausstrahlung verändern. Nun steht einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch und somit deiner Lehrstelle nichts mehr im Wege!

Drei strahlende Frauen
Diese Tipps wirken übrigens nicht nur bei Jugendlichen 🙂

Monatsrückblick Mai 2021: Das Feuer ist entfacht

Was Weihnachten, Feuer, Blog-Chakra sowie der Mai verbindet und wie ich zur Expertin wurde, erzähle ich dir in meinem ersten Monatsrückblick. Ich bin richtig aufgeregt und nervös, aber auch stolz, weil ich sogar Fotos dazu habe (und eigentlich mag ich Fotos von mir genauso wenig wie Technik).

Egal auf welchen Bereich meines Lebens ich zurückblicke, der Monat Mai hat Feuer entfacht und Herzen entflammt. Und das ist gut so! Viel zu lange durften wir nur noch auf kleiner Flamme unser eigenes Süppchen kochen, weil uns die Gelegenheiten und mit der Zeit auch die Energie fehlten, so richtig einzufeuern.

Am Feuer gemeinsam mit der Familie feiern

Am 8. Mai wurde so richtig eingeheizt und gemeinsam in der Familie gefeiert. Wir zogen den Muttertag einen Tag vor, damit wir zusammen auch auf meinen verstorbenen Vater (er hatte am 8. Mai Geburtstag) anstossen konnten. Ein weiterer Vorteil an diesem vorgezogenen Fest war natürlich, dass wir den Sonntag zur Erholung hatten, bevor es am Montag mit Arbeiten weiterging.

Endlich spielte auch das Wetter mit, sodass wir bei angenehmen Temperaturen draussen sitzen und feiern konnten. Und weil Kerzenlicht und Tannenbaum nicht so ganz in die Jahreszeit passten, wurde gegrillt. Es war – wie immer, wenn mein Bruder die Feuerschale, bzw. den Grill anwirft – ein wunderschöner, gemütlicher Abend.

Wir hatten einander so viel zu erzählen, auszutauschen, konnten so herzhaft miteinander lachen, uns gegenseitig aufziehen. Alles Dinge, die am Telefon zwar möglich sind, sich aber anders anfühlen.

Auch als es kühler wurde, tat dies der guten Stimmung keinen Abbruch. Um das Feuer sitzen, immer wieder Holz nachlegen, ein gutes Glas Wein in der Hand – was will man noch mehr? Dass wir uns erst nach Mitternacht voneinander verabschiedeten, muss wohl nicht noch extra erwähnt werden.

Mein liebstes Familienfest bleibt aber Weihnachten. Da kommt die ganze Familie zusammen. Alle bringen viel Zeit, Lust auf Austausch sowie Hunger und Durst mit und es wird so richtig traditionell mit allem Drum und Dran bis tief in die Nacht gefeiert. Alle sitzen um einen Tisch, essen gemeinsam und es wird viel erzählt, gesprochen und gelacht.

2020 fiel Weihnachten aus, na ja zumindest so, wie ich sie mag. Kein Zusammentreffen der Familie, kein Austausch der Generationen, kein gemeinsames in der Küche stehen und abwaschen. Nur ganz kleine Treffen, die sich einfach nicht so ganz richtig anfühlten. Wäre ich Minimalistin, dann wäre ich wohl überglücklich gewesen.

Meine Leidenschaft entsteht aus Feuerstein-Funken

“Du brauchst ein Hobby, meine Liebe.” Diesen Spruch hörte ich in den letzten Monaten des Öfteren. Es war auch klar, in welche Richtung mein Hobby hätte gehen sollen. Irgendwas Kreatives, was Sportliches, was Verrücktes, was Aussergewöhnliches.

Ich hatte allerdings kein Bedürfnis nach einem Hobby und schon gar nicht, regelmässig zu trainieren oder mit Töpfern zu beginnen. Und überhaupt! Hatte ich nicht vor Jahren mein Hobby zu meinem Beruf gemacht? Hatte ich mich nicht regelmässig weiterentwickelt, meine Kompetenzen erweitert und vertieft?

“Du könntest ja was mit Schreiben oder Sprache machen”. Noch so ein genialer Vorschlag. Das ist doch mein Beruf – ich arbeite täglich mit Sprache und mit Schreiben!

Aber diese Aussage hakte sich fest, lies mich nicht los, stellte mir Fragen. Befasste ich mich in letzter Zeit auch mit meinem eigenen Schreiben? Was schrieb ich? Mit welcher Absicht? Wie oft?
Diese Fragen wirkten wie aufeinander geschlagene Feuersteine. Der Funke sprang über und ich entschied: Ich werde bloggen. 

Aber wie? Vor Technik habe ich mich bisher erfolgreich gedrückt (wie ich das MI-Zertifikat geschafft habe, frage bekanntlich nicht nur ich mich). Ausserdem ist Bloggen doch was für Online-Unternehmer:innen, die haben was anzubieten und zu verkaufen. Die sind Expert:innen – aber ich? Was kann ich denn wirklich gut, bin ich irgendwo Expertin? Ich bin doch einfach Durchschnitt, normal, nichts Besonderes.

Im Nachhinein muss ich über diese Gedanken lachen. Ganz offensichtlich weiss ich seit langem,  in welchen Bereichen ich gut und kompetent bin, wo ich Expertin bin. Seit Jahren leite ich Weiterbildungen und Workshops zu unterschiedlichen Bereichen aus dem weiten Gebiet des Unterrichts, coachte jahrzehntelang Kursleiter:innen und Dozent:innen in der Erwachsenenbildung, begleite Studierende der PHZH während ihrer Praktika.

Meine Weiterbildungen dienten immer dem Zweck, meine Skills zu erweitern, mein Wissen zu verbreitern und neue Inputs und Methoden in bereits Vorhandenes einzubauen.

Aber als Frau meiner Generation, gepaart mit dem typischen Schweizer Understatement, war ich es gewohnt, mich kleinzumachen, ja nicht zu sehr aufzufallen, niemand zu explizit zu zeigen, was ich kann. Schliesslich wollte ich ja nicht als arrogant und besserwisserisch erscheinen.

In Zukunft wird gebloggt und ich stehe selbstbewusst zu meinen Kompetenzen und Fähigkeiten.

Das Blog-Feuer ist entfacht

Blieb die Frage, wie ich mir das Know-how des Bloggens am besten und einfachsten aneignen konnte. Und es kann kein Zufall sein: Ich landete bei Judith Sympatexter Peters, die just in diesem Moment einen Anfänger:innen- Kurs startete. Dass sie Zeit für ein persönliches Gespräch hatte, war natürlich das Sahnehäubchen und nahm mir auch den letzten Zweifel – ich werde Bloggerin und beginne mit dem BlogBang Kurs !

Und was soll ich sagen: Dieser Kurs ist genau zugeschnitten auf eine Anfängerin wie mich. Judiths wöchentliche Inputs und Erklärungen, die klare Struktur gepaart mit vielen (kurzen) Erklärvideos und viel Unterstützung, geben mir Mut und den Kick, mich den Herausforderungen zu stellen.

Was ich zusätzlich schätze, sind die konstruktive Kritik, das regelmässige Feedback und die tollen Mitbloggerinnen. Ich kann in meinem Tempo und ohne Druck arbeiten und die zur Verfügung gestellten Informationen nach und nach verarbeiten.

So entstanden im Monat Mai mehrere Blogartikel und ich erstellte sogar meine Über- mich-Seite. Über das Schreiben merkte ich, wofür mein Herz brennt und was ich der Welt mitzuteilen habe. Es wurde so klar, so strahlend, so lodernd: Ich bin Expertin für Schule und Unterricht.

Königin Rauber

Blog-Chakra

Ich bin sicher, dass ich ein neues Chakra entdeckt habe: Das achte Chakra, auch Blog-Chakra genannt.

Das Blog-Chakra ist verantwortlich für das Lebensfeuer und ermöglicht einen klaren Blick auf Fähig- und Fertigkeiten oder anderes gesagt, es ermöglicht den Blick auf die eigenen Kompetenzen. Ist das Blog-Chakra blockiert, dann liegen die Ursachen oft in fehlender Selbstwertschätzung und/oder Stress.

Regelmässiges Schreiben bringt die blockierte Energie wieder in Fluss. Durch das Bloggen positionieren sich die Blogger:innen und zeigen, welche verborgenen Ressourcen und Stärken in ihnen stecken. Dadurch verändern sich die Selbstwahrnehmung und -wertschätzung, was zu einem entspannteren Lebensstil führt.

Ich will aktiv an meiner Gesundheit arbeiten, mein Lebensfeuer am Leben erhalten und mich über meine Stärken und Kompetenzen freuen: Daher blogge ich!

Das verbindet Weihnachten, Feuer, Blog-Chakra und der Mai!

5 Tipps für dein P2-Praktikum der Pädagogischen Hochschule Zürich

Du machst die Ausbildung zur Sekundarlehrperson I der PHZH und absolvierst in Kürze dein zweiwöchiges Praktikum P2. Während vier Semestern hast du deinen Rucksack gefüllt mit theoretischen Grundlagen und Fachdidaktiken und jetzt geht es endlich in die Praxis.
Im P2 unterrichtest du deine Fächer während 12-14 Lektionen an meinen Klassen. Du wirst deinen Unterricht planen, durchführen, reflektieren, an Sitzungen und Elterngesprächen teilnehmen und dadurch viele Einblicke und Eindrücke über das Dasein und die Tätigkeiten einer Lehrperson erhalten.

Hier meine 5 Tipps für ein lern- und lehrreiches P2.

P2 Tipp 1 – Übernimm Rituale und Regeln

Die Schüler:innen verfügen bereits über eine Vielzahl von eingeübten Abläufen und Strukturen. Diese geben ihnen Sicherheit, sie fühlen sich damit wohl und lassen sich dadurch bereitwilliger auf neuen Lernstoff ein.

Seit rund einem Jahr dürfen wir uns zu Beginn der Lektion nicht mehr die Hand geben, weshalb sich meine Schüler:innen individuelle Begrüssungen ausdachten, die ich kopiere und spiegle. Diese persönliche Kontaktaufnahme, dieser erste Blick in die Augen der Schüler:innen legt die Basis für die weitere Beziehung. Und ganz nebenbei lernst du ihre Namen und erhältst bereits einen Eindruck ihrer Persönlichkeit.

Meine Schüler:innen sind sich an Kooperatives Lernen und handlungsorientierten Unterricht gewohnt. Dieses Wissen hilft dir bei der Planung, da du den Unterricht darauf aufbauen kannst und keine neuen Methoden einführen musst (was für zwei Wochen auch keinen Sinn macht).

P2 Tipp 2 – Minimier deine Redezeit

Lehrpersonen sprechen sehr gerne und viel – ich bin ein gutes Beispiel dafür. Das zu wissen verhilft mir, meine Redezeit im Unterricht zu minimieren.

Um eine möglichst hohe Schüler:innen-Arbeitszeit zu erreichen, musst du dir daher bereits während der Planung genau überlegen, wie und wann du Anweisungen gibst. Formuliere klare Anweisungen und halte sie schriftlich in deiner Verlaufsplanung fest, damit sie wie angedacht im Unterricht angewendet werden können.

Achte darauf, dass die Arbeitsaufträge kurz und prägnant formuliert sind. Vermeide es, sie mehrmals zu wiederholen oder mehrere Arbeitsschritte auf einmal zu sagen. Wiederholungen führen dazu, dass die Aufmerksamkeit meiner Schüler:innen abnimmt. Die einen möchten bereits beginnen, die anderen haben bereits wieder vergessen, was sie als erstes tun sollten.

Sei in Diskussionen offen für ihre Ideen, Gedanken und Voten. Frag nach, lass sie Beispiele machen, erläutern und erklären. Es geht nicht darum, dass du ihnen alles vorkaust und erklärst, sondern sie in ihrem Denken und ihrer Argumentation zu unterstützen.

P2 Tipp 3 – Nimm Raum ein

Das gesamte Schulzimmer gehört dir. Nimm diesen Raum ein und verlass die «Burgmauern» hinter dem Pult. Beweg dich im Schulzimmer, steh vors Fenster, vor die Tafel und vor die Wand. Die Schüler:innen nehmen dich dadurch wahr, mal näher mal distanzierter. Wenn sie dich mit dem Blick verfolgen, dann steigert sich automatisch ihre Konzentration und sie lassen sich weniger ablenken. Gleichzeitig gewinnst du durch den Wechsel deiner Positionierung einen anderen Blick auf die Klasse und die einzelnen Schüler:innen. Die veränderte Perspektive wird zu neuen Erkenntnissen führen und du lernst die Schüler:innen besser kennen.

P2 Tipp 4 – Sei authentisch

Auch Lehrpersonen machen Fehler und wissen nicht alles. Das ist kein Problem. Wenn dich Schüler:innen etwas fragen, auf das du keine Antwort weisst, dann steh dazu und sag es ihnen. Ich reagiere in solchen Momenten oft so: «Das ist eine interessante Frage, die ich mir noch nie gestellt habe.» Nimm das Thema mit, forsche und suche nach einer Antwort und bringe sie in die nächste Lektion mit. Dieses Vorgehen zeigt den Schüler:innen einerseits, dass du sie wahr- und ernst nimmst, andererseits wird dein Interesse an ihren Gedankengängen spürbar. Beides führt dazu, dass du sie zum Mitdenken motivierst und sie sich getrauen, ihre Meinungen und Fragen zu äussern.

P2 Tipp 5 – Weniger ist mehr

Nimm dir Zeit, die Verlaufsplanung mit mir zusammen vorgängig anzuschauen und zu diskutieren. Erkläre mir, warum du was machen möchtest, inwiefern sich die Unterrichtsschritte aufeinander beziehen und wohin sie führen. Meine Fragen und Einwände sind nicht als Kritik an deiner Arbeit zu verstehen, sondern sollen dich ermutigen, deinen Ablauf zu hinterfragen und einen weiteren Blickwinkel in die Planung miteinzubeziehen.

Ein bis zwei konkrete, überprüfbare und prägnant formulierte Lernziele reichen für eine Lektion und erleichtern dir die Vorbereitung. Prüfe deine Verlaufsplanung, ob sich wirklich jede Aktivität, jeder Schritt tatsächlich auf die gewählten Lernziele bezieht. Wenn das der Fall ist, dann hast du den roten Faden für deinen Unterricht und den Schüler:innen ist klar, woran sie arbeiten.

Viel Erfolg und ein erfolgreiches P2!

Was sind Lernspuren?

Lernen hinterlässt immer Spuren in unserem Denken, Handeln und Leben. Mein Unterricht ist dann erfolgreich, wenn sich Schüler:innen an das Gelernte erinnern, ihnen also das Gelernte im Gedächtnis bleibt. Um dieses Ziel zu erreichen, muss ich als Lehrperson Arrangements schaffen, die ein Anknüpfen an bereits vorhandenes Wissen ermöglichen, Interesse wecken und zu einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema führen. Dies führt zu persönlichen Hefteinträgen, Diskussionsresultaten, individuelle Arbeiten und Beiträgen – kurz Spuren, mit denen die Schüler:innen ihr Lernen dokumentieren. All diese Produkte sind Lernspuren.

Warum arbeite ich mit Lernspuren

Als Lehrperson stelle ich mir folgende Fragen:

  • Was sind sinnvolle Aufgaben und Aufträge, damit sich die Schüler:innen auch nach der Lektion noch mit dem Stoff befassen, ihn verarbeiten und auf die eine oder andere Art umsetzen?
  • Wie schaffe ich Gelegenheiten, dass sie Gelerntes mit ihren Interessen und Gedanken verbinden können und so einen Transfer in ihre Alltagswelt herstellen?
  • Woran erkenne ich, welche Inhalte ihnen geblieben sind und was sie verstanden haben?

Die Lernspuren zeigen mir, welche Experten in der Klasse vorhanden sind, was die Schüler:innen beschäftigt und woran sie interessiert sind, wo noch Klärungsbedarf besteht usw. Dadurch beeinflussen Lernspuren meinen Unterricht, da ich besser auf die Klasse eingehen und ihr Wissen und ihre Interessen miteinbeziehen kann.

Beispiele von Lernspuren

Unter einer Lernspur verstehe ich in meinem Unterricht Arbeiten von Schüler:innen, anhand derer sichtbar wird, welche Anstrengungen, Erkenntnisse, Reflexionen und Fortschritte sie gemacht haben und wie sich die Lernenden individuell mit dem Thema auseinandersetzen.

Der Auftrag für die Schüler:innen ist identisch und wird in der Regel in Einzelarbeit erstellt.  Es steht ihnen aber frei, wie sie ihn umsetzen und welches Teilthema sie fokussieren möchten.

Lernspuren können
> Audiodateien
> Fotostrecken
> Texte
> Collagen
> Zeichnungen
> Filme
> Installationen
oder Kombinationen davon sein.

Lernspuren-Vielfalt in Geschichte

Als gelungenes Beispiel einer Lernspur führe ich hier ein Beispiel aus dem Fach Geschichte auf. Wir betrachteten zusammen den Kurzfilm «Kleine Hände im Grossen Krieg 6. Die Odyssee» Während des Films wurden Notizen gemacht, diese anschliessend ausgetauscht und über den Inhalt diskutiert.

Mein Auftrag an die Schüler:innen lautete, einen Hefteintrag über diesen Kurzfilm zu erstellen. Sie konnten selbst entscheiden, worauf sie ihren Fokus legen wollten. Es entstand eine Vielzahl von ganz unterschiedlichen Lernspuren, wie ich sie nicht erwartet hätte. Jede:r Jugendliche hat sich engagiert und ist über sich hinausgewachsen. Auszugsweise einige Beispiele:

  • Genaues, detailgerechtes Nacherzählen der persönlichen Erlebnisse von Jessica (= Protagonistin im Kurzfilm)
  • eine Auflistung von neuen Fakten, die über Diagramme oder Wissensboxen in Verbindung mit Vorwissen dargestellt werden
  • Bilder und Karten über die Orte, die im Film behandelt werden
  • Geschichte der Protagonistin aus der Ich-Perspektive erzählt und eigene Meinungen, Empfindungen, Gefühle als innerer Monolog einfliessen lassen
  • die Geschichte als Comic umsetzen
  • die Vorgeschichte Joachims (= blinder Passagier) erzählen
  • die Themen Seebomben und U-Boote in einem Expertenartikel aufgreifen und mit Skizzen und Zusatzinformationen ergänzen

Vor- und Nachteile von Lernspuren

Lernspuren werden sehr individuell und mit Herzblut gestaltet. Die Schüler:innen erleben sich als selbstwirksam, was zu einer hohen intrinsischen Motivation führt.

Ich verwende Lernspuren für formative Beurteilungen. Die Rückmeldungen von mir oder/und Peer-Feedback gibt den Lernenden Hinweise über ihre Stärken und Kompetenzen, aber auch Tipps und Vorschläge, was individuelle Lernziele sein könnten. Da ich das Produkt bewusst offen lasse und folglich nie zwei identische Lernspuren entstehen, wende ich viel mehr Zeit für die individuellen Rückmeldungen auf, als wenn ich dieselbe Prüfung einer Klasse korrigierte. Auf der Beziehungsebene erreiche ich allerdings einen Mehrwert, der den zeitlichen Aufwand rechtfertigt.

Lernspuren

Lernspuren zeigen den momentanen Wissens- und Interessenstand auf. Sie sind nicht sakrosankt, dürfen mit der Zeit verblassen, werden durch neue Spuren ersetzt.

Meine Schüler:innen und ich lieben Lernspuren. Darum gibt es in meinem Unterricht immer weniger Prüfungen, Lernzielkontrollen und Arbeitsblätter, die uns im Denken und Handeln einschränken und viel mehr kompetenz- und handlungsorientiertes Lernen.

 

 

 

Lehren und lernen: Warum ich es liebe zu «leere»

Mein Dialekt (Züritüütsch) macht im Gegensatz zur deutschen Sprache keinen Unterschied zwischen «lehren» und «lernen», es existiert nur das Verb «leere». Die beiden deutschen Bedeutungen sind in «leere» enthalten. Daher liebe ich dieses Verb.

«leere» ermöglicht einen beidseitigen Wissensaustausch und -zuwachs, eine Win-win-Situation, die sich weder um Hierarchien noch Intellekt kümmert. Kurz: Wenn Unterricht im Sinne von «leere» stattfindet, dann profitieren Schülerinnen und Schüler, Studierende sowie Lehrpersonen. Damit meine Vorstellung von gutem Unterricht möglich ist, muss ich selbst offen, neugierig und wissbegierig bleiben. Nur so erhalte ich mir die Freude, Wissen erarbeiten zu lassen und zu vermitteln.

Phase 1: Jägerin und Sammlerin – ich lerne, was ich lehren will

Habe ich mich für zu bearbeitende Kompetenzen und ein Thema entschieden, oft noch bewaffnet mit den Wunschlisten meiner Schülerinnen und Schüler, beginnt die Sammelphase. Ich jage Wissen und Materialien nach, die mir ein- und zufallen. Es ist eine aufregende Zeit, da ich mich in unerforschte Gebiete und unbekannte Gegenden begebe. 

Ideen kommen unter der Dusche, beim Hören eines Songs, beim Autofahren, während einer Lektüre oder eines Gesprächs. Klar gibt es Kommentare zu Lehrmitteln, Handreichungen, Anmerkungen, die man einfach befolgen und sich so viel Zeit sparen könnte. Aber das fühlt sich fremd an, ist so nicht meins. Die erwähnten Unterlagen nehme ich als Anregungen, lasse mich inspirieren, bin mit dem Thema schwanger, gehe meinen Gedanken und Inputs nach, sammle unterschiedliche Materialien, mache mir Notizen. Ich höre mir Podcasts an, schaue (Kurz)Filme an, durchforste Bücher. Alles unter dem Aspekt der Wissensansammlung, ohne Wertung, ohne darüber nachzudenken, ob das für mein Zielpublikum passend und altersgerecht ist.

Ich erweitere in dieser Phase meinen eigenen Horizont. Und so füllt sich nach und nach ein Ordner auf meinem Computer. Ein völlig unstrukturierter Ordner, mit vielen unterschiedlichen Informationen. Während der Sammelphase habe ich bereits viel Neues erfahren und gelernt, altes Wissen berichtigt, bin auf völlig unbekannte Fakten gestossen. Die Lust, dieses Material zu verwerten, aufzubereiten und zu vermitteln, wächst mit jedem Tag mehr.

Phase 2: Lernziele formulieren – ich lege fest, was gelernt wird

Der nächste Schritt ist das Formulieren der Lernziele. Damit ich Lernziele herausarbeiten kann, muss ich mich von dem angesammelten Wissen, den neuen Erkenntnissen und dem vorhandenen Material gedanklich distanzieren, und mich bewusst auf die Lernziele der gesamten Lektionenreihe sowie der einzelnen Lektionen fokussieren. Ein Lernziel ist für mich der rote Faden meines Unterrichts, auf das sich jede Aktivität bezieht.

Lernziele zu formulieren ist mühsam. Die Frage, was am Ende einer Lektion als wahrnehmbarer Wissenszuwachs überprüfbar ist, ist zeitraubend und intensiv. Immer wieder wird umformuliert, geschärft, runtergebrochen. Aber am Ende lohnt sich diese Arbeit, weil mir die anschliessende Planung und die Auswahl viel leichter fällt, ja schon fast von alleine geht.

Phase 3: Planung der Lektionen – ich plane, wie gelernt wird

Stehen die Lernziele, beginne ich mit der konkreten Planung. Welche Materialien wende ich an? Sind sie geeignet für das Zielpublikum? Welche Methoden bieten sich an, welche möchte ich einsetzen oder einführen? Welche Medien setze ich ein? Wie rhythmisiere ich sinnvoll? Was ist an überprüfbarem Wissenszuwachs machbar? Braucht es Differenzierungsmöglichkeiten? Wie lassen sich die Aktivitäten mit bereits vorhandenem Wissen verknüpfen? Welche Transfermöglichkeiten ergeben sich? Welche Lernspur eignet sich?

Phase 4: Wer lehrt, lernt und wer lernt, lehrt

Die Planung ist abgeschlossen, die Unterrichtseinheiten geplant, das Material geordnet und vorbereitet, der Unterricht kann wie geplant stattfinden. – Weit gefehlt!

Im Unterricht findet die Interaktion zwischen Lehrperson sowie Schülerinnen und Schülern statt. Gängige Gedankenmuster und stereotype Meinungen sollen hinterfragt, Fakten diskutiert und überprüft, die Neugier geweckt und alle Sinne angesprochen werden. Das schreit förmlich nach Diskussionen, Fragen, weiteren Recherchen und anschliessenden Änderungen und Erweiterungen der Unterrichtsplanung. Guter Unterricht fordert alle heraus, sowohl Lehrpersonen als auch Schülerinnen und Schüler. Und deshalb findet keine einzige Lektion genauso statt, wie sie geplant wurde.
Das ist der Grund, warum ich es liebe, zu lehren oder lernen oder auf gut Züritüütsch: zu «leere».