Ich verrate dir hier meine 5 besten persönlichen Tipps, um in den Schreibfluss zu kommen. Es geht dabei nicht darum, wie du möglichst schnell viel schreibst, sondern wie du zu deinen ganz persönlichen Ideen gelangst. Dieser Prozess nimmt einen ähnlichen Stellenwert ein, wie die Recherche für einen wissenschaftlichen Text.
Du wirst mit der Zeit immer einfacher auf eine Vielzahl von Ideen zurückgreifen können und schon fast mühelos tolle Texte tippen :-).
Tipp 1: Schreib von Hand
Für die Ideenfindung gibt es nichts Besseres, als von Hand zu schreiben. Wenn dich interessiert, warum das so ist, dann kannst du es im vorhergehenden Link nachlesen. Handschriftliche Notizen gehören dir und sind sehr persönlich. Nicht nur der Inhalt, sondern auch deine Handschrift machen sie zu einzigartigen Zeugen deiner Persönlichkeit und deiner Kreativität. Du wirst noch nach Jahren deine Texte sofort von anderen unterscheiden können, weil du sie im wahrsten Sinne des Wortes geprägt hast.
Da wir uns heute nicht mehr gewohnt sind, regelmässig von Hand zu schreiben, gibt es noch einen anderen Vorteil, wenn du während der Ideenfindung nicht am Computer tippst. Deine Hand wird anfänglich schnell ermüden. Ist das der Fall, dann hör auf zu schreiben. Du wirst einfach das nächste Mal fortfahren :-).
Tipp 2: Mach es dir gemütlich
Egal wo und wann du schreibst, du sollst dich wohlfühlen. Als Teenager schrieb ich vor allem liegend, auf dem Bett, dem Liegestuhl, im Gras. Heute empfinde ich das als extrem unbequem.
Ich schreibe heute am liebsten am Esstisch, meinem Schreibtisch, in einer lauschigen Gartenbeiz, im Garten … Es spielt tatsächlich keine Rolle, wo du schreibst, ob du liegst, sitzt oder dich an einem Stehpult befindest.
Während des Lockdowns war Schreiben zu Hause nicht möglich, da Homeoffice und Fernstudium der restlichen Familienmitglieder zu viel Unruhe stifteten. In dieser Zeit hatte ich die Möglichkeit, mich in den (leerstehenden) Kindergarten einer Freundin zurückzuziehen.
Probier verschiedene Positionen und Orte aus. Achte auf dich und deine Empfindungen. So findest du heraus, was für dich im Moment richtig und angenehm ist.
Tipp 3: Umgib dich mit schönen Stiften und passendem Papier
Stifte haben mich schon immer fasziniert, beinahe hätte ich geschrieben, leider. Ich schaffe es nicht, an einer Papeterie vorbeizugehen oder mich der Schreibwarenabteilung eines Kaufhauses zu entziehen. Stifte üben eine besondere Magie auf mich aus. Wie liegen sie in der Hand, wie fühlen sie sich an, wie lassen sie sich schreiben? Persönlich bevorzuge ich weiche Minen, die beinahe schon von alleine über das Papier rollen. Das motiviert meinen Geist und die Buchstaben übernehmen die Führung und manifestieren sich als Gedanken.
Genauso wichtig ist mir, worauf oder worin ich schreibe. Ich habe verschiedene Formate und Materialien ausprobiert und bin bei paperblanks hängen geblieben. Ich liebe diese leichten, flexiblen Notizbücher! Wenn ich sie in die Hand nehme, dann erfasst mich jedes Mal eine Ehrfurcht. Sie sind so schön, so edel – genau der richtige Ort, um meine Gedanken zu notieren. Und ja, ich brauche Linien. Bei unlinierten Seiten verliere ich den Schreibfluss, da beginnt es mich zu stören, wenn die Buchstaben und Wörter nicht geradeaus erscheinen.
Probiere aus, mit welchen Zubehör du dich gut fühlst und dir das Schreiben am leichtesten von der Hand geht.
Tipp 4: Finde deinen richtigen Zeitpunkt zum Schreiben
Die Vertreter:innen der Morning pages (Morgenseiten) sagen dir, dass du sofort nach dem Aufwachen schreiben sollst. Das wäre eine absolute Tortur für mich. Ich gehe den Tag gerne langsam an – bloss keinen Stress, sonst fühle ich mich den ganzen Tag getrieben.
Müsste ich morgens noch eine halbe Stunde schreiben, dann würde der Wecker bereits um 04. 30 klingeln!
Ich behaupte, es gibt keinen allgemein gültigen Zeitpunkt. Aber es gibt den für dich richtigen Zeitpunkt. Wann hast du die Muse, dir Zeit fürs Schreiben zu nehmen? Je nachdem wie deine Tage oder Wochen ablaufen und mit festen Terminen belegt sind, verändert sich der Zeitpunkt deines Schreibens. Mal ist er am Morgen, mal am Nachmittag, vielleicht auch erst am Abend. Wichtig ist, dass du dich auf das Schreiben freust, dir Zeit nimmst und das Schreiben nicht als Zwang wahrnimmst.
Tipp 5: Gib dich dem Schreibfluss hin
Du hast nun alle Elemente zusammen, die dich unterstützen, um in den Schreibfluss zu kommen. Jetzt kommt noch das letzte Puzzleteil, sozusagen meine Geheimwaffe.
Fahr den Computer runter, schalte dein Handy aus und beginne zu schreiben. Damit ich wirklich total ungestört bin und mich auf nichts anderes fokussieren kann, setze ich mir Kopfhörer auf. Du kannst leise Musik hören, die dich unterstützt. Mich lenkt Musik ab, da sie meine Gedanken sehr schnell in andere Bahnen lenkt. Deshalb setzte ich mir Noise-Cancelling-Kopfhörer auf. So bin ich tatsächlich alleine mit mir und meinen Gedanken.
Das waren meine 5 besten Tipps, um in den Schreibfluss zu kommen. Wende sie an und freue dich darüber, wie du von dem Schreibfluss mitgerissen wirst.
Oh ja, schönes Papier und schöne Stifte. Ich schreibe erste Ideen am liebsten im Bett, mal mit, mal ohne Musik, ich habe so eine richtige Schlaf-, Kuschel, Wohlfühlhöhle in der ich gern lese, schreibe, lerne, schlafe. Aber morgens nach dem Aufwachen bin ich auch nicht in der Lage zu schreiben. Manchmal, wenn ich so gar nicht reinfinde, schreibe ich mit der linken Hand (sehr ungelenk und dadurch langsam) das Zitat auf, welches mir gerade in den Sinn. Durch die Langsamkeit und die ungewohnte Schreibhand kommen meine Gedanken in Fahrt und ich schreibe dann ca. 5 Minuten, was mir zu dem Zitat einfällt. In der Regel kann ich danach ziemlich flüssig über das Schreiben, worüber ich eigentlich schreiben wollte.
Das mit der linken Hand ist eine gute Übung. Meine Mutter ist da eindeutig im Vorteil – sie ist beidhändig. Zeichnen und Nähen macht sie wortwörtlich mit links, schreiben mit rechts 🙂
Und jetzt fiel mir gleich noch was ein. Am Elternabend der 1. Klasse “durften” wir Eltern mit der linken Hand, die in einem dicken Handschuh steckte, schreiben, damit wir nachempfinden konnten, wie es unseren Kindern ging. Eine ganz tolle Erfahrung!
Oh, das Thema mit den Stiften kenne ich (leider) auch. Allerdings schreibe ich am liebsten auf gelbem, unliniertem Papier. Es ist für meine Augen angenehmer und ich bilde mir ein, dass die Farbe inspirierend wirkt 🙂
Die Wichtigkeit des Schreibens von Hand wird völlig unterschätzt- es ist die Kombination der Bewegung, der Koordination von Hand und Auge, die im Gehirn ein neuronales Feuerwerk entzündet und es zu kreativen Höchstleistungen veranlasst. Das Ergebnis sind dann Geschichten, die Lesende erfreuen und Zuhörern einen entrückten Ausdruck aufs Gesicht malen. Mit Noise-Cancelling-Kopfhörern kann ich allerdings nichts anfangen, das Gefühl der Isolation macht mich klaustrophobisch. Am liebsten schreibe ich in meinem Lieblingscafé auf dem Flecken (= Dorf mit Marktrecht).
Ich freue mich, mehr von dir zu lesen!
Unliniertes Papier mag ich gar nicht 🙁 Hat wohl damit zu tun, dass wir in Geometrie immer auf unliniertem Papier arbeiten mussten. Ein Fach, das ich nie lieben gelernt habe.
Mit den Kopfhörern habe ich begonnen, als meine Mutter und meine Schwiegermutter mit uns in den Ferien waren und ich an meiner Masterarbeit hätte arbeiten müssen. Beide waren damals noch zu stolz, ihre Hörgeräte zu tragen, was zu sehr amüsanten Konversationen zwischen ihnen führte, die mich aber ablenkten 🙂
Hallo Gabriella auch ich kann an keinem Schreibwarengeschäft vorbeigehen 😄! Danke für den inspirierenden Artikel! 💕 er macht Lust aufs Schreiben!
Stimmt – dein Fun Fact 41 🙂